Mülheim. . Whisky-Kulinarier trafen sich bei Aquavitae in der Stadthalle: Seminare brachten Thema näher. Unter anderem tischte Whisky-Koch Chris Pepper auf.

  • Gut 1600 Besucher strömten allein am Samstag in die Stadthalle, zu 95 Prozent waren es Männer
  • Verschiedene Seminare brachten das Thema näher. Unter anderem tischte Whisky-Koch Chris Pepper auf
  • Veranstalter Thilo Marquaß, der die Messe vor fünf Jahren nach Mülheim holte, war wieder hochzufrieden

Es ist der hochprozentige Geschmack von salzigem Seetang und süßsauren Beeren, der erfahrene Whisky-Kulinarier am Wochenende zur Mülheimer Aquavitae-Messe zieht, gepaart „mit einem Stich brennenden Reifens, weil hinter den Dünen gerade ein Auto in Flammen steht“. Es sind auch solche Momente, in denen sich das oft derbe Destillat mit dem feinsinnigen Humor der Brexit-Insel verrührt, wenn nicht schüttelt.

Chris Pepper ist als anerkannter Whisky-Koch mit britischen Wurzeln auf beiden Ebenen zuhause: Seine Kostproben werden gut 20 deutschen Zungen in einem kleinen Séparée der Stadthalle gereicht. Der spirituelle Schuss ins Glas dient allerdings nicht dem Schöntrinken der berüchtigten englischen Küche, die nebenbei serviert wird. Hier ist es mal umgekehrt: Häppchen wie Crêpes-Röllchen mit Beerenmus und kräftiger Cheddar auf einer Fischpaste sollen den Geschmack verstärken, der sich über den Gaumen wie ein Ölteppich entfaltenden gereiften Getreidemaische.

Das geeignete Essen zum Getränk reichen

Es ist irgendwie auch ein typisch britischer Ansatz, die kontinental gepflegte Tradition des „Abgangs“ nach dem Dinner einmal auf den Kopf zu stellen, und das geeignete Essen zum Getränk zu reichen. Gut 61 Prozent bringt Whisky auf die Waage, kostet dabei gern auch mal 170 Euro die Flasche. Kein Wunder, dass bei der Kostprobe beim Einschänken ins Nosing-Glas sorgfältig abpipettiert wird. Und obwohl das Reinschmecken mit Koch Pepper und dem veritablen Whiskypapst Charles McLean sowie Alex Bruce, Leiter der renommierten Adelphi Distillery, seinen Preis hat – 20 Euro zahlt der Teilnehmer zusätzlich zum Eintritt – ist es ausgebucht.

Der erste Gang eröffnet daher mit besagten fruchtigen Crêpes – und Whisky. Der zweite mit Käse, Fisch – und einem weiteren Whisky. Der dritte mit einem Stück nussigen Früchtekuchen – und selbstverständlich. . . Genau.

„Es ist gut, dass dieses Tasting am späten Abend ist“

Drei solcher „Tastings“ hat die Männergruppe aus Münster schon ordnungsgemäß absolviert: „Es ist gut, dass dieses Tasting am späten Abend ist“, meint einer. Denn die servierten Pröbchen sind im Grundton rauchiger als die vorherigen und passen besser zum Abschluss, wenn die Geschmacksknospen bereits einen gewissen Grad alkoholischer Betäubung erreicht haben.

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„Vom Alkoholgehalt her ist es ja ein Schnaps“, vergleicht einer der Münsteraner. Beim Whisky landeten die Fünf aber, weil er ihnen mehr Genuss schenkt als der gemeine „Absacker“. Ob sie nun jedes einzelne Aroma so herausschmecken, wollen sie nicht auf die Goldwaage legen, dennoch „ist das einfach ein anderes Geschmackserlebnis. Wir sind aber keine Experten, sondern wir trinken uns so langsam rein“.

Poster von Destillerien und Holzfässern

Doch auch rund um die Whiskyseminare wird die Trink-Kultur gepflegt und was offenbar zum Kult gehört: Poster von Destillerien und Holzfässern, Gemälde von der eindrucksvoll kargen Landschaft der Schotten, englische Chips.

Gut 1600 Besucher strömen allein am Samstag in die Stadthalle, zu 95 Prozent sind es Männer. Es bläst der Dudelsack der Ruhrpott-Piper zum Angriff auf die vielen Stände. Vor dem Bauch tragen sie ihr wichtigste Stück, das Nosing-Glas mit dem man günstig an die kostbaren Pröbchen aus Schottland und Destillerien in anderen Teilen der Insel kommt. „Oft sind die sehr klein – ein paar Fässer nur“, erklärt ein Experte, nebenbei werden Schafe gehütet. Der Schluck zum Probieren kostet natürlich extra.

Fantastilliarden an Sorten antesten

Aber wann sonst hat man die Chance gefühlte Fantastilliarden an Sorten anzutesten? Thilo Marquaß, der mit seinem Geschäftspartner die Messe vor fünf Jahren nach Mülheim holte, ist hochzufrieden mit der Akzeptanz. „Es hat sich schon jetzt wieder gelohnt. Die Stadthalle ist ein schöner Ort. Man kann mit seinem Glas nach draußen gehen und die Ruhrkulisse genießen.“ Kein Gedanke an einen Standortwechsel. Für das kommende Jahr hängen bereits die Plakate: 27. und 28. Oktober 2018.