Mülheim. Die Windkraftanlage auf der Deponiehalde in Mülheim soll ab April rund fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Anwohner klagen.

  • Gelsenwasser AG und Medl wollen absehbar mit Errichtung der Kraftanlage auf der Deponiehalde beginnen
  • Anwohner-Klage aus Oberhausen-Alstaden gegen den Genehmigungsbescheid kommt noch vor Gericht
  • Anlage soll durch ein Photovoltaik-Feld auf dem Südhang der Deponie ergänzt werden

Ungeachtet der Anwohner-Klage aus Oberhausen-Alstaden gegen den Genehmigungsbescheid (was noch am Verwaltungsgericht Düsseldorf zu verhandeln sein wird) wollen Gelsenwasser AG und die Medl absehbar mit der Errichtung der Windkraftanlage auf der Deponiehalde am Kolkerhofweg beginnen. Projektleiter Stephan Dohe kündigt einen offiziellen Baustart „voraussichtlich im November“ an. Doch Vorarbeiten beginnen schon in Kürze.

Zuletzt war im Technischen Rathaus gar von einem offiziellen Spatenstich am 11. September die Rede, das wies Dohe jedoch zurück. „Ein bisschen Planung müssen wir noch machen“, sagte er auf Anfrage dieser Zeitung. Die Vorbereitungen liefen allerdings „auf Hochtouren“, man rechne fest damit, dass die Anwohnerklage keinen Erfolg vor Gericht haben werde und gehe deshalb ins Risiko. Eine Inbetriebnahme des fast 152 Meter in die Höhe ragenden Windrades auf der ohnehin schon 63,5 Meter hohen Halde ist laut Dohe, im Gegensatz zu ursprünglichen Plänen, erst für das erste Quartal 2018 vorgesehen.

Abfallrechtliche Plangenehmigung erteilt

Damit muss die Betreiberin damit leben, dass zum Januar 2018 die Anlagenförderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz niedriger ausfällt.

Nach dem beklagten Genehmigungsbescheid für den Bau und Betrieb der Anlage hat die Untere Abfallwirtschaftsbehörde der Stadt nun auch die abfallrechtliche Plangenehmigung erteilt, die neu regelt, dass Teile der Bodendeponiefläche für die Erzeugung erneuerbarer Energien genutzt werden dürfen.

Die Stadt Oberhausen hatte im nun abgeschlossenen Verfahren die ausgebliebene Öffentlichkeitsbeteiligung kritisiert, die Stadt Duisburg keine Stellungnahme abgegeben. Bekanntlich lehnen die Naturschutzverbände die Pläne in Gänze ab. Sie beklagen die Zerstörung von schützenswertem Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Kompensation durch zwölf Nebenbestimmungen der Genehmigungsbehörde, mit denen etwa streng geschützte Tierarten wie die Kreuzkröte, der Flussregenpfeifer, der Kiebitz, die Zauneidechse und Fledermäuse alternative Lebensräume bekommen sollen, halten die Verbände nicht für zielführend.

Erste Arbeiten im September

In einem aktuellen Bericht der Verwaltung für den nächsten Umweltausschuss heißt es, dass im September sehr wohl schon erste Arbeiten stattfinden sollen, etwa die Schotterung von Anlagen- und Verkehrsflächen auf der mittlerweile abschließend aufgeschütteten Halde.

Im Oktober soll damit begonnen werden, das Fundament zu bauen, der offizielle Baubeginn ist für November terminiert. Im Januar 2018 soll die Route der Schwerlasttransporte vorbereitet werden, sie führt über die Landstraße 140 (an der Raffelbergbrücke) und die Straße „Am Deich“ hinauf zur Deponie.

Fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr

Rund fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr soll die Windkraftanlage ab April 2018 produzieren. Weiterhin planen Gelsenwasser und Medl, die Anlage durch ein Photovoltaik-Feld auf dem Südhang der Deponie zu ergänzen. „Die Photovoltaikanlage kann aber nicht einfach gebaut werden“, stellt Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf klar. Auch hierfür sei noch ein Bebauungsplanverfahren mitsamt Bürgerbeteiligung einzuleiten.