Mülheim / OBERHAUSEN. . Mülheims Naturschutzverbände lehnen die Pläne für Photovoltaik auf der Deponiehalde am Kolkerhofweg ab. Sie wollen die Aufsicht einschalten.

  • Mülheims Naturschutzverbände lehnen die Umnutzung der Deponie am Kolkerhofweg für die Erzeugung von Sonnenenergie ab
  • Die Eingriffe in Fauna und Flora seien vor Ort zu erheblich, als dass man dem Vorhaben zustimmen könne
  • Die Organisationen sprechen von untauglichen Gutachten und wollen die Bezirksregierung einschalten

Die Mülheimer Naturschutzverbände lehnen die Umnutzung der Deponie am Kolkerhofweg für die Erzeugung von Sonnenenergie strikt ab. Die Eingriffe in Fauna und Flora seien vor Ort zu erheblich, als dass man dem Vorhaben von Gelsenwasser und Medl, dort eine Windkraftanlage und ein Photovoltaik-Feld zu errichten, zustimmen könne, ließen die Ortsgruppen von Bund, Naturschutzbund (Nabu) und Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) jetzt wissen.

In einer mehrseitigen Stellungnahme begründen die Verbände ihre ablehnende Haltung und stellen zusammenfassend fest: Zwar sei die Zustimmung deutscher Naturschutzorganisationen zu Maßnahmen der regenerativen Energiegewinnung seit Jahrzehnten selbstverständlich. Doch es gebe eine Grenze – und die sei beim aktuellen Projekt im Ruhrbogen erreicht: Hier würden, so die Verbände, „vorhandene wertvolle Lebensräume für den geschäftlichen Bilanzgewinn geopfert“.

Installation von Photovoltaik auf Flachdächern

Thorald vom Berg.
Thorald vom Berg. © Julia Althoff/FUNKE Foto Services

Flächen etwa für das am Südhang der Deponiehalde vorgesehene Photovoltaik-Feld stünden anderswo in Mülheim reichlist zur Verfügung, so Thorald vom Berg (Bund). Er denkt dabei an Installationen auf Flachdächern im Stadtgebiet. Hier müsse die Stadtverwaltung nur mal entsprechende Deals mit Privateigentümern anschieben. Im Styrumer Ruhrbogen, so vom Berg, würde eine großflächige Photovoltaik-Installation gleich drei bedrohten Tierarten (Kreuzkröte, Kiebitz, Flussregenpfeifer) einen der letztverbliebenen Lebensräume nehmen. Etwa fände sich auf der Deponie eine der NRW-weit größten und stabilsten Populationen der Kreuzkröte wieder. „Wir haben an dieser Stelle eine europaweite Verantwortung“, so der Bund-Vertreter. Von einem Gutachter aufgezeigte Kompensationsmaßnahmen in der Ruhraue seien „absolut untauglich“, beim nächsten Hochwasser würden die Kröten fortgeschwemmt.

Gutachten zerstöre biologischen „Hotspot“

„Es ist nicht nachvollziehbar, warum die im Gutachten ausdrücklich als biologischer ,Hotspot’ angesprochene Deponiefläche mithilfe eines fragwürdigen Gutachtens zerstört werden soll“, kritisieren die Verbände das von der Stadtverwaltung angestrengte Planänderungsverfahren, mit dem die Erzeugung regenerativer Energie auf der Deponiefläche im Städtedreieck mit Duisburg und Oberhausen möglich gemacht werden soll.

„Wir lehnen das gesamte Vorhaben sowohl in seiner Intension als auch in der vorgeschlagenen planerischen Umsetzung ab. Die vorgelegten Unterlagen sind nicht geeignet, das Projekt genehmigungsfähig zu machen“, so Thorald vom Berg (Bund), Elke Brand (Nabu) und Erich Lehmkühler (LNU) im Auftrag ihrer Verbände.

Vom Berg kündigte an, dass die Verbände auch die Aufsicht der Bezirksregierung Düsseldorf einschalten werden.