Mülheim. . Statisitk des Bistums Essen: Die Zahl der Taufen steigt aufgrund der hohen Geburtenrate. Doch die Kirchenbänke bleiben sonntags häufiger leer.

  • Kirchenbänke füllen sich in den Mülheimer Pfarrein nicht mehr jeden Sonntag zur Messe.
  • Bei Festen und Krisen wenden sich Katholiken jedoch wieder verstärkt an ihre Kirche.
  • Der Trend zum Austritt scheint sich, laut der Statistik des Bistums Essen, etwas gelegt zu haben.

Über 48 000 Katholiken zählt die Ruhrstadt Mülheim. Im Schnitt besuchen nur 8,7 Prozent einen Gottesdienst in einer der drei Pfarreien – Sankt Barbara, St. Mariae Geburt und St. Mariae Himmelfahrt. Die Kirchenbänke bleiben immer häufiger leer. Das zeigt die jüngste Kirchenstatistik des Bistums Essen: „Die Gottedienstteilnahme ist erneut stärker als die Katholikenzahl gefallen.“

Dieser Trend zeichnet sich auch für Mülheim ab. Vor allem in der Pfarrei St. Mariae Himmelfahrt ist die Zahl der Kirchenbesucher gesunken. 2016 besuchten nur 7,5 Prozent der Katholiken einen Gottesdienst. Im Vorjahr waren es noch 8,2 Prozent. In der Pfarrei St. Mariae Geburt gab es hingegen einen leichten Anstieg bei den Kirchgängern – allerdings wurden auch 1,5 Sonntagsgottesdienste mehr an den Zählterminen gemeldet. „Früher wurde man gezwungen, zur Kirche zu gehen. Wer heute zur Messe kommt, der kommt aus Überzeugung“, sagt Stadtdechant Michael Janßen. Die Zahl der Messebesucher schwanke von Gemeinde zu Gemeinde, meint Rolf Völker, Vorsitzender des Katholikenrates: „Wie viele kommen, hängt natürlich mitunter vom Pastor und seiner Gestaltung der Messe ab.“

Der Trend zum Austritt scheint sich etwas gelegt

2016 kehrten in Mülheim 302 Katholiken ihrer Kirche den Rücken – 43 weniger als im Jahr zuvor. Der Trend zum Austritt scheint sich etwas gelegt zu haben – das gilt nicht nur für Mülheim. Im gesamten Bistumsgebiet sind die Austrittszahlen auf einen langjährigen Mittelwert zurückgekehrt. Es gäbe jedoch immer wieder Austrittswellen, meint Janßen. „Manche erzählen mir, dass sie aus finanziellen Gründen austreten.“ Diese Meinung teilt auch Völker: „Da uns eine zunehmende Altersarmut droht, müssen wir damit rechnen, dass mehr Katholiken austreten, weil sie jeden Euro brauchen.“ Ein Grund für die aktuell stabilen Austrittzahlen sei, dass Missbrauchsfälle aktuell kein Thema seien.

Das 300-seiten starke Zahlenwerk gibt der Kirche weitere Gründe zur Hoffnung: Aufgrund der hohen Geburtenrate gab es mehr Taufen – 314 Taufen gab es in Mülheim, da sind 19 mehr als in 2015. „Junge Eltern wollen an den Eckpunkten ihres Leben und denen ihres Kindes die Kirche dabei haben, deshalb lassen sie ihre Schützlinge taufen“, meint Janßen. Im gesamten Bereich des Bistums hat sich die Zahl der Taufen gegenüber dem Vorjahr um fast 400 auf 5366 erhöht.

Auch bei den Trauungen geht es im Bistum Essen aufwärts. Die Pfarrei St. Mariae Himmelfahrt gehört dabei sogar zur Spitzengruppe des Bistums. 34 Männer und Frauen tauschten die Ringe – 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

In der Pfarrei Sankt Barbara hingegen gaben sich weniger Paare das Ja-Wort als in den vergangenen drei Jahren. Innerhalb des Pfarrgebiets hat sie jedoch die höchste Gottesdienstteilnahme gemeldet.

Leicht angestiegen ist zudem die Zahl der Erstkommunionen. Die Pfarrei St. Mariae Himmelfahrt bricht etwas aus – hier gab es nur 92 Erstkommunionen. Im Vorjahr empfingen noch 115 Kinder erstmalig das Sakrament.

„Wir sind als Kirche nach wie vor gefragt“, sagt Janßen. Die Leute kämen zwar nicht mehr jeden Sonntag, dafür aber gezielter in die Kirche, um Halt zu suchen. Michael Janßen hat beobachtet, dass nach schrecklichen Ereignissen wie Terroranschlägen die Gottesdienste aus allen Nähten platzten.

Auch wenn aktuell keine Austrittswelle festzustellen sei, könne man keine Entwarnung geben, so Völker. Die Zahl der Katholiken werde schrumpfen. „Wenn es so weitergeht, haben wir in vielleicht zehn Jahren nur noch eine Pfarrei, statt drei.“