Mülheim. . Die Siemensianer in Mülheim haben den größten Auftrag der Firmengeschichte erledigt. Das Unternehmen sieht darin eine hervorragende Werbung.
- Den Milliarden-Auftrag für Ägypten haben die Siemens-Mitarbeiter pünktlich erledigt
- Noch-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft versprach der Belegschaft, sich weiterhin für sie einzusetzen
- Der Betriebsrat sieht in dem Ägypten-Auftrag ein Leuchtturmprojekt, das ausstrahlt
Es erinnerte ein wenig an die Abreise großer Schiffe, die auf Weltreise gehen: Am Kai stehen Menschen winken, machen Fotos, einige filmen, andere klatschen und in der Luft wirbeln Flatterbänder. Dampf steigt auf, als jetzt die letzte Dampfturbine für den Ägypten-Auftrag auf einem Tieflader das Siemens-Werk im Hafen verlässt. Es war das letzte Kapitel des größten Auftrages in der Firmengeschichte, an dem die Mülheimer Mannschaft großen Anteil hatte.
Noch-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft war erschienen, auch um der Belegschaft an ihrem Heimatort mit auf den Weg zu geben: „Es liegt mir am Herzen, mich auch in Zukunft als Mitglied des Landtags mit all meinen nutzbaren Kontakten für den Standort Mülheim einzusetzen.“ Außenminister Sigmar Gabriel, der ursprünglich auch vor Ort sein wollte, musste kurzfristig wegen anderer Verpflichtungen absagen. Er wird am kommenden Montag erwartet.
Hochqualifizierte und motivierte Mannschaft
Die Botschaft, die Management und Mitarbeiter ihm mit auf den Weg geben wollen, ist mit der Abfahrt der letzten Turbine deutlich geworden: Der Mülheimer Standort verfügt über eine hoch qualifizierte und motivierte Mannschaft, die solche Großprojekte wie für Ägypten überzeugend leisten kann und die bereit ist, sich auf neue Herausforderungen einzulassen.
Der Ägyptenauftrag sah unter anderem vor, dass Siemens zusammen mit seinen ägyptischen Partnern Elsewedy Electric und Orascom Construction drei schlüsselfertige, erdgasbefeuerte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 14,4 Gigawatt errichtet. Jedes dieser Kraftwerke wird mit acht Siemens H-Klasse-Gasturbinen ausgestattet, ergänzt um insgesamt zwölf Dampfturbinen und 36 Generatoren aus Mülheim und Charlotte (USA). Die Kraftwerke werden bis Ende 2017 komplett an das Netz gehen. Es werden die größten der Welt sein. Da Siemens am Golf von Suez und in der westlichen Nilregion zusätzlich bis zu zwölf Windparks mit 600 Windturbinen liefern wird, erhöht sich die derzeitige Stromerzeugung Ägyptens durch Siemens um rund 50 Prozent oder 16,4 Gigawatt.
Bemühen des Managements
„Dieses Projekt ist eine hervorragende Visitenkarte, die beste Werbung, die vom Werk in die Welt geht“, sagt Georg Lohmann, Sprecher von NRW Siemens. Man wisse, dass es noch viele Länder auf der Welt gibt, die eine solche einwandfrei funktionierende Energieversorgung benötigten. Ob Folgeaufträge, die für die Auslastung des Werkes dringend erforderlich sind, den Mülheimer Standort erreichen, ist fraglich. Betriebsratchef Pietro Bazzoli gibt sich zuversichtlich: „Das Bemühen des Managements ist vor der Belegschaft deutlich geworden, durch neue Produkte und Innovationen Beschäftigung zu sichern.“ Am Standort Mülheim sieht er dazu gute Chancen, weil derzeit ein breites Spektrum an Leistungen angeboten werde.
Von der Politik erhofft sich Bazzoli, dass sie als Türöffner helfe. „Wir haben mit dem Ägyptenauftrag ein Leuchtturmprojekt geschaffen, das ausstrahlt und für das es sicherlich weitere Bedarfe gibt. Die Frage ist für Bazzoli: Können das die Länder, die den Bedarf haben, finanzieren, sind sie politisch stabil genug? Wo und wie sind solche Projekte und neue Produkte umsetzbar, darüber will man am kommenden Montag mit dem Außenminister reden, Hannelore Kraft soll dem Treffen erneut beiwohnen.