Mülheim. . Mehr als 300 städtische Gebäude sollen auf asbesthaltige Baustoffe untersucht werden. Die Verwaltung betont: Es besteht keine akute Gefahr.

  • Neue Richtlinie für den Umgang mit asbesthaltigen Putz-, Spachtelmassen und Fliesenkleber
  • Stadt will vor 1995 errichtete Gebäude sukzessive auf diese Materialen prüfen
  • Eine Probe kostet 700 Euro – pro Gebäude sind mehrere nötig

Rund 320 städtische Gebäude – vom Rathaus bis zur Turnhalle – gibt es, die vor 1995 errichtet wurden. Sie alle sollen nun sukzessive geprüft werden, um zu klären, ob dort asbesthaltige Putz- und Spachtelmassen oder Fliesenkleber verwendet wurden. Dazu wird eine Prioritätenliste abgearbeitet, auf der Kindertagesstätten und Schulen ganz oben stehen. Ein gesundheitliches Risiko im Alltag bestehe nicht, betonen die Verantwortlichen der Verwaltung. Doch bedeutet die Kontrolle aller Gebäude einen enormen Aufwand – organisatorisch wie finanziell, kostet eine Probe doch 700 Euro.

Asbest – das Wort löst mentale Alarmglocken aus. Das weiß Ulrich Ernst, der Dezernent für Jugend und Gesundheit ist, und wird nicht müde zu betonen: Es besteht keine akute Gefahr. Es geht um Prävention, um Arbeitsschutz, um Konzentrationen von unter einem Prozent Asbestanteil.

Inhalation ist laut Gesundheitsamt nicht zur befürchten

Hintergrund ist eine neue Richtlinie für den Umgang mit asbesthaltigen Putz-, Spachtelmassen und Fliesenklebern, die der Bund derzeit erarbeitet. Diese minimal belasteten Materialen sind hinter Fliesen, Tapeten, Farbe verborgen, und daher laut Gesundheitsamt-Leiter Dr. Georg Ohde im Alltag unbedenklich: „Die schädliche Wirkungsweise von Asbest ist unumstritten. Aber sie ist mit dem Inhalieren von Faserstrukturen in einem bestimmten Länge- und Dickeverhältnis verbunden.“ Da die Fasern „fest verbaut“ und „stark gebunden“ seien, bestehe keine Gefahr, sie einzuatmen.

Anders sieht es aus, wenn die Wände beschädigt werden – etwa wenn Löcher gebohrt oder Schlitze gezogen werden. Dann können die Fasern in die Luft gelangen. Die Konzentration, betont Frank Buchwald als Leiter des Immobilienservices, sei jedoch so gering, „bis vor zwei Jahren gab es kein Verfahren, um sie zu messen“. In der Luft könne man das Asbest gar nicht nachweisen. Daher müssen Proben genommen werden, um unter dem Mikroskop die gefährlichen Fasern zu zählen. Aufwendig ist das und kostet pro Probe 700 Euro, wobei in jedem Gebäude mehrere genommen werden müssen. Die Gesamtkosten, heißt es, könnten daher „seriös noch nicht bestimmt“ werden.

Es gibt noch keinen Zeitplan für die Überprüfungen

Es gibt noch keinen konkreten Zeitplan. Stattdessen, sagt Buchwald, werde man die Gebäude überprüfen, „so wie Kapazitäten da sind“. Bis genaue Ergebnisse vorliegen, agiert man bei der Stadt so, als seien alle Gebäude betroffen. Daher gibt es eine Handlungsanweisung, nach der „alle Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz“ mit dem Immobilienservice abzustimmen sind.

Konkret: Muss ein Loch gebohrt werden, kommt ein Arbeiter einer Fachfirma in Schutzbekleidung und mit speziellem Bohrer, der laut Buchwald „das Staubgut auffängt, damit es speziell entsorgt werden kann“. Damit gehen die Verantwortlichen der Verwaltung von der strengsten möglichen Richtlinie aus. Ob dies tatsächlich so kommt, ist offen. Dennoch, betont Ulrich Ernst, habe die Verwaltung entschieden, sich offensiv dem Thema zu widmen. Denn auch wenn keine konkrete Gefahr bestehe, müsse man Sorgen vorbeugen.

>> Stadt: Kitas und Schulen sind informiert

Das Team des Amtes für Kinder, Jugend und Schule hat bereits das Gespräch mit Schul- und Kita-Leitungen gesucht, mit der Bitte, auch die Eltern aufzuklären. Dort ist die Handlungsanweisung laut Amtsleiter Uwe Alex „unaufgeregt“ aufgenommen worden. „Es hieß: Wir bohren ja nicht so oft.“ Auch Sportvereine und städtische Mitarbeiter wurden informiert.

Wer noch Fragen zum Thema hat, kann sich an das Kommunikationscenter wenden: 4550.