Mülheim. . 15 Vermummte mit großen Taschen haben am Mülheimer Forum für Aufsehen gesorgt. Die Polizei hatte Regisseurin Maria Vogt wohl nicht auf dem Plan.

Was für ein Ding wollten die 15 schwarz vermummten Typen mit ihren großen Taschen am Sonntagmittag am Mülheimer Forum drehen? Eigentlich warteten sie nur auf das „Go!“ von Maria Vogt, ihres Zeichens Regisseurin und nicht etwa verbrecherisches Genie. Das aber konnte die Mülheimer Polizei wiederum nicht wissen. Deshalb spitzelten sie die „subversive Schauspielgruppe“ vorsichtshalber erst in Zivil aus. Und reisten dann mit Tatütata an.

Überraschung also auf beiden Seiten, denn die vermeintlichen Gefährder hatten „doch nur spielen“ wollen. Nach einem kurzen polizeilichen „Sicherheitscheck“ und hervorgekramten Papieren ging’s aber weiter mit dem eigentlichen Dreh. Auf dem Plan stand eine Szene zum Film „Exodus“, der Teil einer gemeinsamen Theaterproduktion des Ringlokschuppens mit dem Theater Oberhausen werden soll.

„Exodus“ nicht nur filmisches Begleitwerk werden

Gespielt wird am 5. Mai im Ringlokschuppen Arthur Schnitzlers „Grüner Kakadu“ – was schon einmal das Ganovenoutfit nahelegt. Allerdings soll „Exodus“ nicht nur filmisches Begleitwerk der Bühneninszenierung werden, sondern eigenständig bestehen können. „Es geht im Film um sonderbare Freundschaften und eine gemeinsame Tat. Welche, das bleibt ein Rätsel“, macht Vogt neugierig darauf, wie Bühne und Projektion sich am Ende gegenseitig beeinflussen werden.

Am Sonntagmittag unter der Forumsbrücke geht es jedenfalls um das Untertauchen in der Masse. Vogt erklärt die Szene: An einem Ampelübergang sollen die flüchtenden Vermummten auf ganz normale Stadtspaziergänger treffen, und Jacken und Taschen tauschen.

Dafür hat Vogt nicht nur die Künstlergruppe „KGI“ vor Ort gebeten, sondern auch gut 20 Statisten wie Susanne Sandritter. „Ich bin neugierig, was mich erwartet – und hoffe mal, dass ich am Ende auch hinter den Inhalten des Films stehen kann“, sagt die Mutter, die mit ihrem Sohn für die Statistenrolle extra aus Köln angereist ist. Auch Jenni, Laura und Chris aus Recklinghausen sind dabei, um das mal zu erleben, „ich hab’ noch nie in einem Film gespielt“, meint Jenni.

Bei Grün kommt’s zum Klamottentausch

Nach einer Einweisung und eifrigem Nicken gehen alle wie geschmiert auf Position. Tückisch ist allein das unbeständige Wetter. Kamerateams ringen mit wechselndem Sonnenlicht und Wolkenschatten. Und mit dem Ton, der sich zwar geschickt hinter einem Brückenpfeiler tarnt, seine extralange Mikroangel aber aus Windgründen so schwer bändigen kann, als hätte er einen Zwölfpfünder dranhängen. „Ohne Licht geht nichts, ohne Ton schon“, frotzelt die Kamerafrau.

Und dann geht’s auch los mit der vielleicht sechsminütigen Szene, nach gut anderthalb Stunden Vorbereitung. Und Action! Die Vermummten stromern zur Ampel, eine Familie und andere Bürger drehen sich auf Kommando verwundert um. Bei Grün kommt’s zum Klamottentausch. Alles im Kasten? Technisch freilich, aber „das war etwas zu gemütlich“, meint Vogt, das muss drei- bis viermal schneller gehen, treibt sie an. Hartes Brot für die ehrenamtlichen Statisten. Ob’s am Ende geklappt hat? Das Ergebnis gibt’s am 5. Mai im Ringlokschuppen zu sehen.

>> Erste gemeinsame Produktion

Die Künstlergruppe KGI hatte bereits im vergangenen Jahr das Stück „Transformers“ im Schuppen aufgeführt. Die Inszenierung von Schnitzlers Kakadu ist aber die „erste wirklich hybride Produktion von Freier Szene im Ringlokschuppen und dem Ensemble des Theater Oberhausen“, sagt Sebastian Brohn, Dramaturg im Ringlokschuppen und Mit-Koordinator für den Dreh.

In solchen gemeinsamen Projekten von Stadttheater und Freier Szene sieht Brohns wichtige Impulse für beide Seiten: „Die Freie Szene profitiert von den Ressourcen eines Stadttheaters, umgekehrt bringt die freie Szene ästhetische und spielerische Neuerungen in die Schauspielhäuser.“

Weitere Informationen und Karten zur neuen Produktion gibt’s im Internet auf www.ringlokschuppen.de