Mülheim. . Die Dreharbeiten für den „Heimatfilm“ von Alexander Waldhelm laufen seit 21 Tagen. Im Wohnturm am Hans-Böckler-Platz wurde eine ernste Szene gedreht.

Die Stimmung ist gelöst, heiter. „Du siehst aus wie eine Mischung aus Steven King und Nick Nolte“, frotzelt Patricia Höfer. Gerd Fleuren nimmt das als Kompliment. Sie sitzen an einem Esstisch in einer Wohnung im SWB-Wohnturm am Hans-Böckler-Platz in der 16. Etage und warten darauf, dass die Kamera läuft. Sie sind die Hauptdarsteller in der Ruhrpottkomödie „Pottkinder. ein Heimatfilm“, die Alexander Waldhelm ersonnen und mit Stephan Glagla und Filmsohn Michael Mölders als Keimzelle umsetzen und ins Kino bringen möchte.

Das Vorhaben hat inzwischen viele elektrisiert, die es auf die eine oder andere Weise fördern. Der Film ist das unterhaltsame Portrait einer netten Familie. Die Klüsens sind vielleicht etwas schräg, aber patent. Auf sie ist Verlass. Typisch Ruhrgebiet eben. Der Film sollte aber nicht nur zum Lachen sein, entschied Waldhelm schon früh. Inge, die Mutter, leidet an Depressionen, ohne aber dafür Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie verschweigt es. Am gestrigen, 21. Drehtag, äußert ihr Mann den Verdacht, dass sie erkrankt sein könnte. Eine heikle Szene. Waldhelm hat extra einen Psychologen konsultiert, ob die Szene so realistisch ist.

Jörg hat für seine Frau gekocht, wie ein Freund es ihm geraten hat, um die richtige Atmosphäre für das ernste Gespräch herzustellen. Weil er gar nicht kochen kann, hat er die kleine Küche in ein Chaos versetzt. Soßenspritzer kleben an der Wand.

Das Zimmer hat sich in ein professionelles Filmset verwandelt. Der Tisch ist von zwei Kamerastativen flankiert, zwei Scheinwerfer sind auf die Essecke gerichtet, und Reflektoren stehen ebenfalls bereit. Die Assistenten dimmen das Licht, verändern die Position der Reflektoren, legen sie schließlich ganz zur Seite. „Das ist genau das Licht, das wir brauchen“, sagt Glagla. Tontechnikerin Chiara Schroer bittet um Ruhe, hält den Mikrofongalgen über den Esstisch. Waldhelm fragt ab: Kamera 1 läuft, Kamera 2 läuft, Ton ab, Klappe Szene 80, die 1.

Erfahrung beim Backsteintheater

Gerd Fleuren, der schon Jahre lang beim Backsteintheater spielt, will die Krankheit ansprechen, holt verlegen aus, hat einen Hänger, ärgert sich und flucht. Waldhelm lässt die Kamera laufen, Fleuren fängt erneut an. „Es ist nur das Wetter“, rettet sich Höfer in Ausflüchte. Fast lässt er sich damit abwimmeln, gibt sich aber einen Ruck. „Nee, der Junge hat Angst um dich und ich habe auch Angst um dich“, sagt er dann mit einer Dringlichkeit, die echt wirkt. Da schlägt sie die Hände vor die Augen, beginnt zu schluchzen und Tränen kommen. „Cut!“, ruft Waldhelm. Eine eindrucksvolle Szene. „Ich habe ein ganzes Arsenal unterschiedlicher Tränen“, sagt Höfer und lacht. In Ihrer Jugend hat sie viel Theater gespielt und hat auch Bühnenerfahrung als Sängerin.

So eine Szene sei schon anstrengend, aber die große Professionalität, die am Set herrsche, obwohl es sich überwiegend um Amateure handelt, gebe ihr große Sicherheit. Das Team schmelze auch von Tag zu Tag enger zusammen, mit ihrem Filmehemann hat sie sich auch gleich verstanden. „Wir kannten uns ja gar nicht, aber müssen uns in den Arm nehmen“, sagt sie und knufft ihn liebevoll in den Oberarm. „Das macht mich hier sehr glücklich, obwohl ich gestern wirklich ekelhaftes Essen vorgesetzt bekommen habe“, sagt sie und lacht. Das Catering, das mehrere Firmen der Film-Crew gratis zur Verfügung stellen, wird sie damit wohl nicht gemeint haben.

Der Dreh könnte nicht besser laufen. Das liegt zum einen an der sorgfältigen Vorbereitung und strengen Disziplin am Set, aber auch an der größeren Unterstützung sowie an so manch’ glücklichem Zufall.

Drehen in der VHS

Alexander Waldhelm hat sich zuvor viel Zeit genommen, ein ausführliches Skript geschrieben, Drehorte ausfindig gemacht und recht spekulativ einen Drehplan entworfen, obwohl er so was noch nie gemacht hat. „Ich habe mir einfach überlegt, was könnten wir schaffen“, erzählt er Bislang hat das meist gepasst.

Demnächst drehen sie mit unterschiedlichen prominenten Comedians in der VHS