Mülheim. Drastischer Anstieg: 2129 Flüge landeten nach 23 Uhr oder starteten nach 22 Uhr am Düsseldorfer Flughafen – unüberhörbar in vielen Stadtteilen.

  • Die Zahl der Flugverspätungen in Düsseldorf hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen
  • Mit 2129 Flugbewegungen nach 22 Uhr gibt es einen neuen Nachtflugrekord
  • Tausende Einsprüche gegen Kapazitätsausweitung am Düsseldorfer Flughafen

Wie kann es sein, empören sich Bürger, insbesondere im Süden der Stadt Mülheim, dass immer mehr Flugzeuge zu so später Stunde landen? Für das lokale Netzwerk gegen Fluglärm sind derartige Klagen nicht neu, sie sind, so ihr Sprecher Waldemar Nowak, berechtigter denn je. Am Flughafen Düsseldorf landen immer mehr Flieger mit Verspätung, gegenüber dem Jahr 2015 gibt es einen drastischen Anstieg.

„Wir haben es mit einem neuen Nachtflugrekord zu tun“, sagt Nowak mit Verweis auf die jüngsten Zahlen: Gab es 2015 noch 1345 verspätete Flüge, die nach 23 Uhr in Düsseldorf aufsetzten, und immerhin 153 Maschinen, die nach 22 Uhr noch abhoben, so waren es im vergangenen Jahr insgesamt 2129 Flugbewegungen in Zeiten, in denen eigentlich die Nachtruhe eingehalten werden sollte. „Planmäßig sind Landungen und Starts zu diesen Zeiten nicht mehr zulässig“, klagt das Netzwerk und kritisiert das Verkehrsministerium, das solche Zeiten toleriere.

Lediglich 62 Nächte verliefen regelkonform

Wiederholt stellen sich in ihrer Nachtruhe gestörte Bürger und Vertreter des Netzwerkes die Frage: „Werden die wirtschaftlichen Interessen höher eingestuft als der Gesundheitsschutz der Anwohner?“ Lediglich 62 Nächte habe es im vergangenen Jahr gegeben, in denen auf dem Flughafen die Nächte regelkonform abliefen, sagt Nowak und sieht darin einen unhaltbaren Zustand. Düsseldorf sei der unpünktlichste Flughafen in Deutschland.

Die nächtliche Idylle trügt. Oft werden die Mülheimer durch Fluglärm nachts gestört.
Die nächtliche Idylle trügt. Oft werden die Mülheimer durch Fluglärm nachts gestört. © Karl Jürgen Auth

Längst sind nicht nur Mülheim-Mintard und Saarn betroffen, Beschwerden sind auch aus Holthausen und Heißen zu hören. Die Klagen von Bürgern gehen zudem über den Lärm hinaus: Es sind die Flughöhen, die bemängelt werden. Der Flughafen selbst gibt an, dass bei Landungen ab Kettwig die Flughöhe von 900 Metern unterschritten werde. Auf Mülheimer Stadtgebiet soll der Wert, so das Netzwerk, sogar noch deutlich niedriger liegen. Sorgen bereiten dabei nicht nur die Dezibel-Werte, sondern auch Ultrafeinstäube, die lungengängig sind und für den Menschen hoch gefährlich werden können.

Flughafen will flexibler werden

Ob sich die Situation bessert, ist fraglich, auch wenn der Flughafen selbst die derzeitige Situation als unbefriedigend einstuft. Am 13. Februar ab 10 Uhr findet in der Düsseldorfer Messehalle 1 eine Anhörung zur geplanten Kapazitätserweiterung von 47 auf bis 60 Starts und Landungen in der Stunde statt. Der Flughafen will dadurch flexibler, wirtschaftlicher werden und gerade in den Tagesrandzeiten Überschreitungen abbauen. Kritiker bezweifeln das, halten auch eine Erweiterung der Kapazität nicht für erforderlich: „Es werden dadurch nur Flugbewegungen von anderen Flughäfen verlagert.“ Die Folge: Die Defizite von Regionalflughäfen müssten noch stärker subventioniert werden.

Rund 5000 Einwendungen aus Mülheim

Nach Angaben der Bezirksregierung haben gut 40.000 Bürger aus der Region Einwendungen gegen die Kapazitätserweiterung erhoben, etwa 5000 davon kommen aus Mülheim. Der Rat der Stadt hat sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach gegen das Vorhaben des Flughafens Düsseldorf ausgesprochen. Für viele Mülheimer seien die Grenzen des Zumutbaren längst erreicht, erklärt Umwelt- und Planungsdezernent Peter Vermeulen, Richtung Flughafen-Geschäftsführung und unterstreicht das Nein zu einer Kapazitätserweiterung auch aus Verwaltungssicht: „Nicht der Bedarf kann am Düsseldorfer Flughafen den Flugverkehr dimensionieren, sondern die Grenzen seiner Belastbarkeit bestimmen die Kapazität.“

Auch der Airport bedauert Entwicklung

Der Airport Düsseldorf bedauert die Entwicklung. „Die Zahlen sind wirklich hoch. Das ist aus unserer Sicht nicht erfreulich“, betont Christian Hinkel, stellvertretender Airport-Sprecher.

Flughafensprecher Christian Hinkel.
Flughafensprecher Christian Hinkel. © STEFAN AREND

Als Gründe für die vielen Verspätungen nennt der Flughafen nicht nur die Streiks, die Wetterwarnungen und den Trend auf westliche Mittelmeerziele, sondern auch Probleme im Betrieb. Hier seien Konsequenzen nötig. „Wir müssen die Abläufe am Boden effizienter organisieren, damit ankommende Passagiere ihr Gepäck schneller erhalten und abreisende Flugzeuge weniger Verspätungen haben“, fordert Hinkel. Bei der Gepäckabfertigung habe es immer wieder Verzögerungen gegeben. Die langen Wartezeiten, so Christian Hinkel, „sind ärgerlich“. Hier seien die Fluggesellschaften gefordert, die die jeweiligen Abfertigungsbetriebe unter Vertrag haben. Eine Verbesserung erhofft man sich von einem weiteren Gepäckabfertiger, der engagiert wurde. (M.M.)