Mülheim. . Die Mülheimer Ginko-Stiftung hat mit Schulklassen die App „WhatsOn“ entwickelt. Mit einem Selbsttest kann man den eigenen Medien-Konsum checken.

  • Ginko-Stiftung setzt auf Selbstreflexion der Jugendlichen
  • Schüler sollen vorbeugendes Verhalten erlernen
  • Am Anfang steht eine Selbsteinschätzung

Sie sitzen stundenlang am Computer oder starren ununterbrochen auf ihr Handy: Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland gelten als internetabhängig, knapp die Hälfe davon ist zwischen 14 und 24 Jahren alt.

So steht es im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2016. Experten suchen daher dringend nach Präventionsmaßnahmen. Bei der Ginko-Stiftung, der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung an der Kaiserstraße, wo gleichzeitig die Jugendberatungsstelle sitzt, kennt man sich mit Suchtverhalten aus, aber auch mit dem Umgang mit Jugendlichen. Dass hier der erhobene Zeigefinger viel weniger bringt als die Möglichkeit zur Selbstreflexion, das wissen die Pädagogen dort aus langjähriger Arbeit.

Alkohol- und Zigarettensucht werden auch thematisiert

Per App will man Schülerinnen und Schüler dazu bewegen, sich mit dem Thema Sucht zu beschäftigen, vorbeugendes Verhalten zu lernen. Die „Klassiker“ Alkohol und Zigaretten werden mit den Apps WhatsAlk und Tabak-Talk abgedeckt. Neu ist die App WhatsOn, die sich mit dem Medienkonsum beschäftigt. Ist das, was ich täglich mit Smartphone, PC oder Spielkonsole veranstalte, eigentlich schon kritisch zu sehen? Wann fängt exzessive Mediennutzung bzw. Online-Sucht an?

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Die App WhatsOn hat das Ginko-Team gemeinsam mit Schulklassen entwickelt. Die App funktioniert ein bisschen wie ein Psychotest, auf eine Frage sind mehrere Antworten zur Auswahl angegeben. Eine Selbsteinschätzung kann man zu Beginn angeben und am Ende sehen, ob diese mit dem Ergebnis der Auswertung übereinstimmt. Die neue Medien-App eignet sich – ebenso wie Tabak-Talk oder WhatsAlk – als Arbeitsgrundlage für Sozialpädagogen und Lehrer bei der Medienerziehung. Eine Arbeitsanleitung für Gruppen und Klassen wurde bereits an die Schulen verschickt.

Prävention ist wichtig

Norbert Kathagen von der Mülheimer Fachstelle für Suchtvorbeugung ist es wichtig, sich ankündigendes auffälliges Verhalten von echter Sucht zu trennen. „Deshalb“, betont er, „ist Prävention so wichtig.“ Nach einer Studie sind hierzulande 1 % der Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren (2,4 % bei den 14- bis 24-Jährigen) von Internetsucht betroffen. Ärger über das Smartphone, das in keiner Lebenslage ausgeschaltet wird, dürfte es in weitaus mehr Familien geben. WhatsOn – geeignet ab zwölf Jahren – stellt etwa die Frage „Wenn zu Hause das W-Lan ausfällt. . .“ – mögliche Antworten bewegen sich zwischen „gibt’s auf jeden Fall Stress“ und „ist mir das doch schnuppe“. Darüber kann, darüber sollte man reden. Auch Erwachsene sollten ihr Medien-Verhalten – so rät das Ginko-Team – vielleicht mal kritischer betrachten. Ihr Verhalten ist Vorbild für den eigenen Nachwuchs.