Mülheim. Der Stahlguss der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim steht vor einem schwierigen Jahr 2016. Der Geschäftsführer kann Stellenabbau nicht ausschließen.

Mülheims große Industriebetriebe stecken in der Krise. Siemens, Vallourec, Mannesmann Grobblech, Europipe – überall steht Personalabbau auf der Agenda. Nicht ausgeschlossen, dass Stellenabbau alsbald auch Thema bei der Friedrich-Wilhelms-Hütte wird. Dort breitet sich aktuell die Not aus, Kurzarbeit fahren zu müssen. Der Stahlguss hat mit enormen Lücken in den Auftragsbüchern zu kämpfen.

Binnen zwei Jahren hat sich der Wind in der Hütte gedreht. Vor zwei Jahren kriselte der Eisenguss, Mitarbeiter wechselten in den Stahlguss. Aktuell wechseln 20 Beschäftigte in den Eisenguss, weil im Stahlgeschäft seit Mitte dieses Jahres nicht ausreichend zu tun ist nach zuvor „sehr guten Jahren“, wie Geschäftsführer Dr. Georg Stierle auf Nachfrage bestätigt. Der Verfall des Ölpreises habe im Geschäftsfeld „Oil Tools“ weitaus heftigere Folgen, als man es selbst prognostiziert habe.

„Die Aufträge sind massiv zurückgefahren worden“, so Stierle. Fachleute rechneten mit einer anhaltenden Flaute auch für 2016. Diese pessimistischen Prognosen, die auch im Haus vorherrschen, will die Hütte nun noch mal mit externer Hilfe prüfen lassen. Stierle will nicht leichtfertig eine Entscheidung zum Stellenabbau treffen. Gut ausgebildete Facharbeiter wolle man, sofern wirtschaftlich vertretbar, auf jeden Fall halten.

Marktstudie soll Notwendigkeit von Jobabbau prüfen

Die Marktstudie soll im Februar vorliegen. Zunächst will der Stahlguss die Jobs über Kurzarbeit sichern; das werde die Mitarbeiter wohl das komplette kommende Jahr über begleiten, so Stierle. Schon im Herbst gab es Kurzarbeit im Schmelz- und Formbereich. Noch in diesem Monat wird sich die Mangelbeschäftigung über die Putzerei bis zur Produktionsendstufe ausbreiten. Teilweise droht die Hälfte der Arbeitszeit auszufallen.

Laut Stierle arbeitet der Vertrieb unter Hochdruck daran, neue Aufträge an Land zu ziehen. Dabei versuche die Hütte auch in Märkte vorzustoßen, die Neuland bedeuten. Das dauert, etwa der Verkauf von Bauteilen für Fahrzeugtechnik nach China. Einen Ausgleich für das strauchelnde „Oil Tool“-Geschäft, das im Zwei-Jahres-Vergleich einen Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent verzeichnet, etwa in der Fahrzeug- oder Bergbautechnik zu generieren, sei aufgrund konjunktureller Dellen auch in diesen Bereichen nicht leicht, so Stierle. 350 Mitarbeiter im Stahlguss erwartet folglich ein unruhiges Jahr 2016.

Eisenguss legt beim Umsatz zu, Ergebnis aber nicht zufriedenstellend

„Stabil“ seien derweil die Geschäfte im Eisenguss. Das Sorgenkind von 2013 habe zumindest, was den Umsatz betrifft, die Wende geschafft. Die Umsatzsteigerungen der vergangenen zwei Jahre seien „stark“ gewesen, sagt Stierle.Das Ergebnis sei aber weiter nicht zufriedenstellend. Klar ist auch, dass die große Abhängigkeit von Projektgeschäften immer ein Unsicherheitsfaktor bleibt.

Durch Vertriebsanstrengungen sei es gelungen, mehr als 30 Neukunden zu gewinnen, von denen einige schon Folgeaufträge platziert hätten. So sei es etwa gelungen, für die eigenen, bis zu 70 Tonnen schweren Zylinderblöcke für Großmotoren wieder Serienstärke zu erlangen. Gleichwohl, so Stierle, gebe es auch im Eisenguss keinen Grund zum Ausruhen. Die Auftragspolster seien im Vergleich zur Vergangenheit schmaler geworden, „auch da sind wieder verstärkte Anstrengungen nötig“.