Mülheim. . Die Gewerkschaften befürchten bei Siemens einen massiven Stellenabbau . 150 Stellen sollen bei Vallourec wegfallen. Europipe in ganz schwieriger Lage.

Eine Turbine, wie sie bei Siemens gebaut wurde, im Miniaturformat überreicht der Mülheimer DGB-Chef Volker Becker-Nühlen beim Arbeitnehmerempfang der scheidenden Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld als Dankeschön. Der kleine massive Nachbau steht für Energie und Kraft, in diesen Tagen aber auch für eine große Sorge, die die Arbeitnehmer und Gewerkschaften umtreibt. Rund 1000 Arbeitsplätze, so Becker-Nühlen, könnten im Mülheimer Siemens-Werk gestrichen werden. 600 mehr als die bisher genannten 450.

Offiziell sagt das Unternehmen dazu bisher nichts. Doch auf den Fluren und in den Werkhallen macht diese Zahl seit Tagen die Runde. Der Betriebsratsvorsitzende von Siemens Mülheim, Pietro Bazzoli, kann sie nicht bestätigen. „Am 7. Mai tagt in München der Wirtschaftsausschuss von Siemens.

Vallourec verhandelt zurzeit mit 150 Mitarbeitern

Wir rechnen damit, dass danach umgehend die Mitarbeiter informiert werden“, sagt Bazzoli und gesteht, dass er froh sein werde, wenn die Zeit der Unsicherheit vorbei sei, die Gerüchteküche verstumme. Die Stimmung sei gedrückt. „Es geht“, so Bazzoli, „am Ende auch nicht nur um eine Zahl und viele betroffene Mitarbeiter, sondern auch um die Frage, was aus dem Standort in Mülheim wird, welche Perspektive er hat.“

Es gab Maifeiertage, da waren die Sorgen am Wirtschaftsstandort Mülheim deutlich geringer als in diesen Tagen. Vallourec verhandelt zurzeit mit 150 Mitarbeitern, auch dabei geht es um Stellenabbau. Die Befürchtungen dort, so Becker-Nühlen, gingen sogar noch weiter: Das Unternehmen führe eine Standortdiskussion. Neben Mülheim mit 1200 Beschäftigten ist Vallourec in Düsseldorf und in Frankreich vertreten. In zwei bis drei Wochen, so der DGB-Chef, wisse man mehr, wie die Zukunft des Unternehmens in Mülheim aussieht.

Weiteres großes Sorgenkind ist Europipe

Ein weiteres großes Sorgenkind ist Europipe. Die Beschäftigungssituation wird als „ganz schwierig“ eingestuft. Die Geschäftsführung wird in den nächsten zwei Wochen mit den Betriebsräten darüber reden, wie die Situation bewältigt werden kann. Die Mülheimer Unternehmen Europipe, Salzgitter Mannesmann Grobblech (MGB) und Pipecoatings mit rund 1400 Mitarbeitern sind als Zulieferer und Produzenten von Rohren an dem milliardenschweren South-Stream-Projekt beteiligt, für das Russland Ende des vergangenen Jahres einen Lieferstopp verhängte.

Zeichen für ein offenes und tolerantes Mülheim setzen

Alle gewerkschaftlichen Vertreter rufen dazu auf, am 1. Mai auch „ein Signal der Anständigen“ zu setzen.

Mit Sorgen wird beobachtet, dass Pro NRW am Maifeiertag um 15.30 Uhr auf dem Berliner Platz demonstrieren will. „Setzen Sie ein unübersehbares Zeichen für ein offenes, tolerantes und buntes Mülheim“, appellierte OB Dagmar Mühlenfeld: „Wir sind gegen jegliche Hassparolen.“

Der DGB-Chef in Mülheim, Becker-Nühlen, fordert ein Zeichen gegen jede Form menschenverachtender Gesinnung.

Damit nicht genug: Möglicherweise, so Becker-Nühlen, droht schon im Mai Kurzarbeit auf der Friedrich Wilhelms-Hütte im Stahlguss-Bereich. Auch dort liefen bereits entsprechende Gespräche.

Es ist nicht nur die Industrie, die unruhige Zeiten durchmacht. In den Erzieher- und Sozialberufen drohen längere Streiks. „Möglich“, sagt Anna Conrads von Verdi in Mülheim, „dass sie schon Ende nächster Woche beginnen.“