Mülheim. . Mülheimer Eltern meldeten für 913 Kinder Betreuungsbedarf an. Verdi rechnet mitwachsender Streikbereitschaft. Über Elternbeiträge entscheidet Politik.

Die Stadt Mülheim bietet ab Montag während des Streiks der Erzieherinnen 13 Notfall-Kitas an. Von den Eltern waren bei einer Abfrage in den Tageseinrichtungen für 913 Kinder ein dringender Betreuungsbedarf angegeben worden. Derzeit besuchen rund 2500 Kinder eine städtische Kindertagesstätte. Alle 39 Einrichtungen sind vom Streik massiv betroffen.

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Die Betreuungszeit in den Notfall-Kitas liegt zwischen 7 und 16 Uhr. Alle Kinder müssen während der gesamten Streikzeit ein kaltes Mittagessen und einen kalten Snack von zu Hause mitbringen. Es wird nicht gekocht. Diese Maßnahme diene dem Schutz der Kinder, welche von Lebensmittelallergien betroffen sind, heißt es. Die Stadtverwaltung weist zudem darauf hin, dass Eltern das Formular „Informationen zum Kind“, eine Art Notfall-Pass, ausfüllen müssen. Ohne den „Notfall-Pass“ sei eine Betreuung des Kindes nicht möglich. Es werden auch nur die Kinder betreut, die bis zum 5. Mai angemeldet wurden. „Darüber hinaus können keine weiteren Kinder aufgenommen werden.“

Die Empörung ist groß

Bei der Stadtverwaltung, aber auch bei der Gewerkschaft Verdi gingen den vergangenen Tagen zahlreiche Protestschreiben ein: „Die Empörung ist groß, dass die kommunalen Arbeitgeber in fünf Verhandlungsrunden kein Angebot vorgelegt haben. Die Wertschätzung der Arbeit definiert sich eben auch über die Vergütung“, so Anna Conrads, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi. Die Erzieherinnen fordern eine deutliche Anhebung ihrer Gehälter. Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zeigt Verständnis für Eltern und Erzieherinnen und setzt sich als Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetages für eine schnelle Einigung der Tarifpartner ein.

Verdi geht von einer hohen Streikbeteiligung bei allen betroffen Berufsgruppen aus. „Für den ersten Tag rechnen wir mit mindestens 250 Teilnehmern, das können aber im Laufe der folgenden Tage mehr werden“, so Anna Conrads. Auch Sozialarbeiter und Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst sind zum Streik aufgerufen. Wie lang der Streik dauert wird, vermag derzeit keiner vorauszusagen.

Die Frage, ob Eltern wegen des Streiks Teile ihrer gezahlten Kita-Beiträge zurückerhalten, ist Thema in vielen Kommunen. In Mülheim ist das noch nicht geklärt. Entscheiden soll dies die Politik, sagt der zuständige Dezernent Ulrich Ernst. Er wird dem Jugendhilfeausschuss für die Sitzung am 1. Juni ein Papier vorlegen, in dem verschiedene Alternativen und Berechnungen aufgeführt sind. Eine rechtliche Verpflichtung auf Rückerstattung der Beiträge für die Streikzeit soll es nicht geben. Für die Politik ist es ein Abwägungsprozess.