Mülheim. . In 39 Einrichtungen der Stadt Mülheim legen Erzieherinnen ab kommenden Montag die Arbeit nieder. Die Stadt bereitet Notgruppen vor.
39 Kindertageseinrichtungen mit rund 2500 Kindern werden ab kommenden Montag von dem unbefristeten Streik der Erzieherinnen in Mülheim betroffen sein. Wie viele Erzieherinnen sich letztlich an dem Streik beteiligen, ist noch unklar. „Wir gehen davon aus, dass es mehr sein werden als beim letzten Warnstreik“, erklärt Anna Conrads von Verdi Mülheim. Die Stadt bereitet Notgruppen vor.
Derzeit fragt die Stadtverwaltung in den einzelnen Einrichtungen bei den Eltern den Betreuungsbedarf ab: Wer ist zwingend aus beruflichen Gründen oder wegen einer Ausbildung auf eine Versorgung seines Kindes angewiesen und hat keine Alternative? An einigen Kitas wird ein notdürftiges Angebot eingerichtet.
Es fehlt jegliche Einsicht
Verdi hat den Stadtelternrat und die Elternbeiräte ins Gewerkschaftshaus an der Friedrichstraße eingeladen, um dort noch einmal über die Hintergründe des Streiks zu berichten und vor allem um Verständnis zu werben. „Alle Erzieherinnen tun sich sehr schwer mit dem Streik“, sagt Anna Conrads. „Jeder wünscht sich, dass er möglichst schnell endet.“ Doch danach, so Dirk Neubner, Chef des städtischen Personalrates, sehe es nach fünf erfolglosen Verhandlungsrunden nicht aus. „Wenn ich die bisherige Haltung der kommunalen Arbeitgeber sehe, gehe ich eher von einem unbefristeten Streik über mehrere Wochen aus“, sagt Neubner, der mit am Tisch der Verhandlungskommission sitzt.
Die Forderung der Beschäftigten in den Erziehungs- und Sozialberufen nach einer finanziellen Aufwertung ihrer Arbeit lief bislang völlig ins Leere. „Die Arbeitgeber sehen keine Notwendigkeit einer Aufwertung in diesen Berufen“, bedauert Neubner. Es fehle jegliche Einsicht in die gestiegenen Leistungsanforderungen und Erwartungen.
Stadt prüft Betreuungsbedarf
Nach der Eltern-Abfrage in den Kitas wird ausgewertet, wie hoch der Betreuungsbedarf in den nächsten Tagen und Wochen ist und in welchen Kindertageseinrichtungen Notgruppen angeboten werden können. Die Stadtverwaltung wird voraussichtlich am heutigen Donnerstag dazu weitere Angaben machen können.
Auswirken wird sich in Mülheim auch der Streik der Sozialarbeiter. Das Angebot in den Jugendzentren Café Fox und Café 4 you wird eingeschränkt. Keine Einschränkungen gibt es in der Verwaltung.
Die Stadt prüft zurzeit, ob sie Elternbeiträge beim Streik zurückerstattet.
Erzieherinnen wollen wie Facharbeiter anderer Berufe bezahlt werden, derzeit liegen sie im Schnitt mit 2300 Euro brutto deutlich darunter. Die Folge, so Anna Conrads, werde sein, dass immer weniger in diesen anstrengenden Beruf einsteigen werden. Konservativ geschätzt müssen in den nächsten zehn Jahren nach Angaben von Verdi bundesweit rund 50 000 Stellen in den Erziehungs- und Sozialberufen neu besetzt werden.
Bei Verdi hofft man, dass sich der Unmut der Eltern nicht gegen die Erzieherinen richtet, sondern dass daraus vielmehr ein Druck gegen die Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte entsteht. „Die Eltern sollten zur Frau Mühlenfeld gehen und fordern: Setzen Sie sich bei den kommunalen Arbeitgebern für ein Angebot und ein schnelles Ende des Streiks ein“, so Anna Conrads. Während der Streikphase, sagt Neubner, werde es Aktionen geben. „Wir wollen dabei auch die Eltern einbinden.“