Mülheim. . Der Elternrat spricht von hohem emotionalen Stress für ganze Familien. Die Empörung über die kommunalen Arbeitgeber ist groß. Protestbriefe an OB.

Durch den Streik der Erzieherinnen wird es auch in Mülheim in den städtischen Kindertageseinrichtungen ab Montag zu „massiven Einschränkungen“ in der Betreuung kommen. Die Stadt bemüht sich, für die Eltern, die einen dringenden Betreuungsbedarf angemeldet haben, eine Notlösung anzubieten. Unterdessen wächst die Empörung der Eltern – nicht über die Erzieherinnen, sondern über die kommunalen Arbeitgeber. „Ich habe mit der Stadt einen Vertrag über die Betreuung meines Kindes und einen Rechtsanspruch. Ich erwarte, dass dies eingehalten wird“, sagt Julia Deckers vom Elternrat der Kindertagesstätte an der Barbarastraße.

In Dümpten ist die Verärgerung so groß wie an vielen Stellen im Stadtgebiet. „Das Problem wird auf die Eltern abgewälzt. Das ist eine Katastrophe“, klagt Julia Deckers und spricht von einer emotionalen Notlage, in die viele Familien nun geraten. Alle 39 städtischen Kitas sind vom Streik betroffen und damit rund 2500 Kinder.

Offene Ganztagsschule gesichert

Der überwiegende Teil der Offenen Ganztagsschule (Betreuungsangebot in den Grund- und Förderschulen) wird in freier Trägerschaft geführt. Dort ist die Betreuung uneingeschränkt sichergestellt.

Lediglich an zwei der in städtischer Trägerschaft geführten Offenen Ganztagsschulen (Grundschule Filchnerstraße und Astrid-Lindgren-Schule) kommt es aufgrund der Streiks zu Einschränkungen.

Die Übermittag-Betreuung der Realschule Broich, die im Jugendheim Café Fox organisiert wird, kann für den Zeitraum des Streiks nicht durchgeführt werden.

Hektisch versuchen manche, die Großeltern für die Kinderbetreuung zu aktivieren, andere bitten beim Arbeitgeber um unbezahlten Urlaub, und wieder andere sehen sich unter einem derartigen Druck, dass sie sich krank schreiben lassen wollen. Daran, dass der Streik der Erzieherinnen womöglich Wochen dauert – daran mögen viele erst gar nicht denken.

„Ich erwarte eigentlich, dass die Stadt kreative Lösungen anbietet“, betont Raife Guntermann, eine betroffene Mutter von zwei Kindern, und schlägt vor, dass die Stadtverwaltung aus anderen Bereichen Personal für die Kinder umsetzt oder pensionierte pädagogische Kräfte vorübergehend einstellt. „Wir zahlen hohe Beiträge. Wo gehen die jetzt hin?“ Diese Frage ist inzwischen auch in der Politik angekommen: „Zahlt die Stadt Beiträge für nicht erbrachte Leistungen an Eltern zurück“, fragt der CDU-Ratsherr Eckart Capitain. Die Stadtverwaltung prüft dies.

Oberbürgermeisterin drängt auf schnelle Einigung

Die Notgruppen, die die Stadt jetzt einrichtet, sind für längst nicht alle Eltern eine Lösung. „Ich soll morgens um 7 Uhr von Dümpten aus ein Kind in eine Einrichtung in Stadtmitte bringen, wo es niemanden kennt – eine unmögliche Situation für ein Kind“, klagt eine Mutter.

Mit Beschwerdekarten und Protest-Mails wandten sich Eltern gestern direkt an Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld. Zahlreiche Karten trugen die Aufschrift „gemein“. „Die Beschwerde ist angekommen. Auch ich habe bereits mehrfach auf eine schnelle Einigung gedrängt und hoffe auf eine baldige Lösung“, sagt die OB.

Eltern fordern sie auf, sich beim Kommunalen Arbeitgeberverband dafür einzusetzen, dass die pädagogischen Fachkräfte die geforderte Anerkennung und Aufwertung ihrer Arbeit erhalten und es zu einem Tarifergebnis kommt - „die Beschäftigten haben es verdient!“ In ihrer Funktion als Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetages drängt Dagmar Mühlenfeld dort auf eine schnelle Einigung.