Mülheim. Hundetrainerin Maike Albrecht bildet in ihrer Hundeschule „Rübennasen“ Vierbeiner für Unterrichtsbesuche in Schulen aus. Dank ihrer Hilfe hat Natalie Lippert mit ihrem Mischling die ersten Schulstunden gut geschafft.

Balto hat gerade seine ersten Schulstunden hinter sich. Aufgeregt hat sich der Mischling seinen Platz im Klassenraum einer Duisburger Gesamtschule gesucht, in der Frauchen Natalie Lippert Deutsch unterrichtet. 25 Schüler schauten neugierig zu Balto, streichelten ihn oder beäugten ihn auch erst einmal aus der Distanz. „Die Zurückhaltung war aber nach zehn Minuten vorbei. Dann wollten ihn alle mal streicheln. Das war schon viel für ihn“, sagt Natalie Lippert. Aber Balto hatte zur Unterstützung eine erfahrene Kollegin an seiner Seite: Chika, die spanische Mischlingshündin von Hundetrainerin Maike Albrecht. Sie betreibt die Hundeschule „Rübennasen“ für Schulhunde und hilft Natalie Lippert dabei, Balto in den Unterricht einzuführen. Chika ist ein alter Hase und geht bereits seit Jahren mit in die Schule. 13 Stunden in der Woche begleitet sie Biologielehrerin Maike Albrecht ins Rhein-Maas-Berufkolleg in Kempen.

Albrecht unterrichtet dort Schüler, die 16 bis 19 Jahre alt sind, „die ihren Abschluss nicht geschafft haben, die schwieriger und auch durchaus laut sind“, erzählt sie. Durch den Hund fand sie einen Zugang zu den Schülern, die durch Chika zum Beispiel lernen, „Rücksicht zu nehmen. Wenn jemand zu laut ist und Chika sich erschreckt, ermahnen die anderen Schüler zu mehr Ruhe“, nennt Maike Albrecht nur ein Beispiel, wie sich das Sozialverhalten durch einen Hund im Unterricht ändert.

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"Am Anfang ist es etwas Neues"

Darauf setzt auch Natalie Lippert. Sie hat viele Ideen, wie sie Balto in einer Inklusionsklasse einsetzen kann. „Ein Mädchen traut sich beispielsweise nicht, vorzulesen. Also soll sie Balto vorlesen. Das nimmt die Scheu.“ Die Sorge, dass Hunde im Unterricht vielleicht ablenken könnten, kann Maike Albrecht aus Erfahrung nehmen. „Am Anfang ist es etwas Neues. Das ist klar. Aber das legt sich schnell. „Es dauert maximal eine Stunde, bis alle Schüler sagen, Sie können sie ableinen.“ Die Schüler legen Chika schon immer die Decke zurecht, stellen ihr Wasser hin. Und wenn sie da ist, dann wird sie begrüßt und dann ist gut“, erzählt Maike Albrecht, die mit Tieren aus dem Tierschutz aufgewachsen ist und einige Erfahrung auch im Umgang mit sogenannten „schwierigen“ Hunden hat.

Natalie Lippert hatte schon im Studium die Idee, Hunde in den Unterricht zu integrieren. Die Schulleitung unterstützt sie dabei. In NRW können die Schulen selbst entscheiden, ob sie Schulhunde zulassen oder nicht. Doch ohne die Hilfe von Trainerin Maike Albrecht würde sich Natalie Lippert „unsicher“ fühlen. „Das Gute ist auch, dass Maike weiß, was im Unterricht erforderlich ist. Das kann nicht jeder Hundetrainer, weil er einfach die Situation in der Klasse nicht kennt.“ Manchmal sind es ganz einfache Dinge, die zu beachten sind. Wie die Farbe der Leine. „Eine schwarze Leine wird auf dem Gang übersehen, wenn die Schüler in die Pause stürmen. Dann wird sie zur Stolperfalle. Deshalb hat Chika eine knall-orange“, sagt Maike Albrecht. Wichtig ist auch, dass die Hundebesitzer lernen, auf die Zeichen ihrer Vierbeiner zu hören. Einige Hunde ziehen sich zurück, wenn es ihnen zuviel wird, andere hecheln immer stärker. „Ich muss ein Gespür dafür haben, wann ich Balto überfordern würde und dann wissen, wie ich ihn unterstützen kann“, sagt Natalie Lippert. Mit Maike Albrechts Hilfe lernt sie es.

Baltos Premiere lief so gut, dass sich sein Stundenplan schnell füllen wird.