Mülheim. Schluckt die Deutsche Annington ihre Konkurrentin Gagfah, soll ein neuer gemeinsamer Firmensitz gesucht werden. Für die Neue Mitte in Mülheim-Broich ist das keine gute Aussicht...

Es ist mehr als ein Paukenschlag in der Immobilienwirtschaft: Der Branchenriese Deutsche Annington will die Gagfah, die den Sitz ihrer Zentrale erst im September 2010 zur Neuen Mitte in Broich verlegt hat, schlucken. Mietern ihrer 278 Wohneinheiten in Mülheim verspricht die Gagfah, dass deren Interessen gewahrt blieben. Aber was wird aus der Konzernzentrale in Broich? Droht dort erneut großer Leerstand?

Mit dem Umzug der Hauptverwaltung von Essen-Rüttenscheid nach Broich hatte die Gagfah Group 2010 selbst dafür gesorgt, dass die schwelende Leerstandsproblematik in ihrer 2002 in ­Broichs Stadtteilzentrum fertiggestellten Immobilie ein gutes Stück entschärft wurde. Mit 200 Arbeitsplätzen bezog die Gagfah auf 3500 Quadratmetern mehrere Etagen in dem wuchtigen Gebäudekomplex, die zuvor lange leer gestanden hatten. Nach dem 25-Millionen-Euro-Invest zu Beginn des Jahrtausends, hieß es vor vier Jahren, habe das Unternehmen noch einmal beträchtlich Geld in die Hand genommen, um sich in Broich selbst einen modernen Sitz der Hauptverwaltung zu schaffen.

Neue gemeinsame Unternehmenszentrale soll gesucht werden

Kommt es nun zum Zusammenschluss, so kündigte Annington-Vorstandschef Rolf Buch am Montag an, werde man sich auf die Suche machen nach einem neuen Standort für eine gemeinsame Unternehmenszentrale. Diese solle dann im Einzugsgebiet der bestehenden Zentralen in Bochum (Annington) und Mülheim (Gagfah) verortet sein.

Gagfah-Geschichte begann im Jahr 1918

Der US-Finanzinvestor Fortress, der auch als Projektentwickler für eine Sparkassen-Akademie am Kaufhof auftritt, hat sich im vergangenen Jahr von reichlich Anteilen an der Gagfah getrennt.

Zum Ende des Geschäftsjahres 2013 hielten von Fortress dominierte Anlagenfonds nur noch 41,3 statt 60,8 % der Anteile. Seither befinden sich 58,4 % der Anteile im Streubesitz. Laut Gagfah haben sich „langfristig engagierte Immobilienspezialisten“ aus den USA und Europa an der Erhöhung des Streubesitzes beteiligt.

Die Geschichte von Gagfah begann 1918 in Zeiten der Wohnungsnot und wirtschaftlicher Turbulenzen. Damals sollte nach Willen des Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, die die Gagfah-Gründung unterstützt hatte, guter Wohnraum zu bezahlbaren Preisen geschaffen werden.

In Broich beschäftigt die Gagfah aktuell laut eigenen Angaben noch 170 Mitarbeiter, 150 arbeiten als Regionaldirektion noch vom Standort Essen-Rüttenscheid aus. Konzernweit beschäftigt Gagfah, deren Holding ihren Sitz in Luxemburg unterhält, 1500 Mitarbeiter.

Gagfah garantiert Mitarbeiterrechte

Die Beschäftigten aus Mülheim wurden noch gestern Nachmittag zu einer Belegschaftsversammlung zusammengetrommelt. Laut Mitteilung der Unternehmensleitung enthält die Grundsatzvereinbarung mit Annington zur Verschmelzung beider Unternehmen „unter anderem Garantien und Schutzrechte für die Mitarbeiter“. Eine Gagfah-Sprecherin wollte zur Zukunft der Beschäftigten und der Broicher gestern noch nichts sagen. Noch sei der Zusammenschluss schließlich nicht unter Dach und Fach.

Gagfah unterhält in Mülheim besagte 278 Wohneinheiten. Die Annington hatte ihren Wohnungsbestand erst kürzlich durch die Übernahme von 230 Wohnungen der Dewag auf 360 Einheiten erhöht. Insgesamt verfügen die Annington über 210.000 und die Gagfah über 140.000 Wohnungen.