Mülheim.. Im Rahmen einer bundesweiten Großübernahme erhöht die Deutsche Annington ihren Bestand in Mülheim von 130 auf 360 Wohnungen. Nach dem Deal mit der Dewa will das Großunternehmen seinen Bestand im Ruhrgebiet weiter ausbauen. Die Mieter wurden schon Monate zuvor über den Kauf informiert.

Die Deutsche Annington (DA) hat in Mülheim rund 230 Wohnungen des Konkurrenten Dewag übernommen. Insgesamt bewirtschaftet die DA damit 360 Wohnungen in der Stadt.

Die neu übernommenen Immobilien in Mülheim sind Teil einer bundesweiten Großübernahme: Das Bochumer Unternehmen gab im Februar bekannt, für insgesamt 2,4 Milliarden Euro 41 500 Wohnungen der Unternehmen Vitus und Dewag kaufen zu wollen. Ein allein auf die Mülheimer Standorte heruntergebrochener Kaufpreis könne jedoch nicht benannt werden, so das Unternehmen.

„Die Vergrößerung unseres Bestands ist ein klares Bekenntnis zum Standort Mülheim“, so DA-Geschäftsführer Arnd Fittkau. An anderen Standorten hatte sich die DA zuletzt zurückgezogen. Vor einer Woche wurde bekannt, dass sie sich von 9600 Wohnungen aus NRW getrennt hatte.

In Mülheim will Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern auch in Zukunft weiter investieren. „Mülheim ist ein attraktiver Wohnungsmarkt“, so DA-Sprecher Philipp Schmitz- Waters. „Die Investitionspläne für das kommende Jahr werden momentan erarbeitet“.

Mieter im Voraus informiert

Dass die Deutsche Annington ihren Bestand in Mülheim mit dem Zukauf verdreifacht hat, wurde zwar erst jetzt bekannt - eigentlich aber wurden die Wohnungen schon vor Monaten übernommen. Der Grund: Die Mieter sollten vor der Öffentlichkeit umfassend informiert werden. „Kauf bricht Miete nicht, die Mietverträge gehen so, wie sie sind, auf die Deutsche Annington über“, ergänzt Geschäftsführer Arnd Fittkau zu der Situation der Mieter.

Wo liegen die neuen Annington-Wohnungen?



In der Stadtmitte befinden sich die angekauften Wohnungen der Deutschen Annington an der Auerstraße 22, an der ­Delle 25-27 und an der Wallstraße 9 und 13.


In Eppinghofen kaufte das Unternehmen die Immobilie Seilerstraße 13a-c hinzu.


Die Broicher
Standorte: Duisburger Straße 65 und 67, Frankenallee 1-8 und 11-14, Kurfürstenstraße 32.


Auf der Heimaterde wurden die Gneisenaustraße 93, 95, 97, 101 und 103 von Deutschlands führendem Wohnimmobilienkonzern übernommen.


In Speldorf ist der Veilchenweg 10 und die Wissollstraße 75 und 77 von der Wohnungsübernahme betroffen.

„Die Wohnungen sind in einem guten Zustand“, sagt DA-Sprecher Philipp Schmitz-Waters. Dennoch sollen auch sie in ein bundesweites Modernisierungsprogramm miteinbezogen werden. Das seit 2013 börsenorientierte Unternehmen will in den kommenden fünf Jahren bundesweit insgesamt rund 800 Millionen Euro in die energetische Sanierung sowie den barrierearmen Umbau ihrer Bestände investieren. 45 Millionen Euro davon sollen ins Ruhrgebiet fließen.

Bei der Dewag dagegen zeigen sich in NRW eher Auflösungserscheinungen. Einzig im südwestlichen Wesseling bietet das Unternehmen noch eine Immobilie zum Mieten an. Ob der Bestand in Mülheim mit dem Verkauf an die DA ganz aufgegeben wurde, darüber schwieg das Unternehmen gestern, ebenso wie zu jeglichen Einzelheiten zum Verkauf.

Mieterschutzbund skeptisch

Der Mieterschutzbund Mülheim steht den Wohnungsübernahmen der Deutschen Annington (DA) kritisch gegenüber. „Wenn man so viele Wohnungen kauft und verkauft, hängen da auch viel Probleme dran“, so Harald Bartnik, Geschäftsführer vom Mieterschutzbund. „Denn ein Großvermieter wie Annington versucht mit wenig Aufwand möglichst viel Rendite herauszuziehen.“ Um den Einzelfall werde sich selten gekümmert.

Als Beispiel nennt Bartnik eine Problemsituation an der Gneisenaustraße 93-103, ehemals im Besitz von Dewag, nun von Annington. „Dort gibt es viele offene Fragen im Zusammenhang mit Betriebskostenabrechnungen“, sagt Bartnik. Der alte Hausverwalter habe dort vor Jahren die Tanks der Ölheizungen befüllt, ohne bei der Rechnung darauf zu achten, wie hoch der Grundbestand in den Tanks der einzelnen Wohneinheiten war. „Die Kosten wurden einfach auf Quadratmeter verteilt“ – unter Gemeinschaften bezahlt, so der Fachausdruck. So kam es dazu, dass manch einer mit hohen Kosten belastet wurde, obwohl der Öltank fast voll war.

Seitdem werden von vereinzelten Mietern Geldforderungen von jeweils über 1000 Euro gestellt. „Das beanstanden wir seit Jahren“, so Bartnik. „Aber Annington hat einfach alles übernommen und sendet den Mietern eine Zahlungsforderung nach der anderen.“ Bartnik findet, Annington hätte als Neuvermieter die Forderungen erneut prüfen müssen.

„Grundsätzlich ist es so, dass wir bei einer Akquisition von den Angaben von Käufer und Verkäufer abhängig sind“, so DA-Sprecher Philipp Schmitz-Waters. Mit dem Einzelfall an der Gneisenaustraße müsse und könne man sich auseinandersetzen. Eine Möglichkeit dazu hätten Mieter 24 Stunden am Tag, sei es über die Hotline oder per Mail. Trotz der Größenordnung des Unternehmens investiere Annington 29 Euro/Quadratmeter. Ein Renditewahn lasse sich daraus nicht ableiten.