Mülheim. . Der Wohnungskonzern Gagfah steht im Visier der Staatsanwaltschaft. Auf Anzeige der Finanzaufsicht Bafin wird wegen Verdachts auf Insiderhandel ermittelt. Im Blickpunkt steht dabei der Chef des Unternehmens, der aber alle Vorwürfe zurückweist.

Dubiose Vorgänge beim Wohnungskonzern Gagfah werden zu einem Fall für die Staatsanwaltschaft: Die Finanzaufsicht Bafin hat Anzeige erstattet, da sie sich in ihrem Verdacht auf Insiderhandel beim Immobilienriesen bestätigt sieht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Duisburg, wo die Unterlagen zwischenzeitlich bearbeitet wurden, werden fünf Personen beschuldigt. Ob auch Gagfah-Chef William Joseph Brennan zu den Beschuldigten zähle, ließen die Ermittler offen. Ein Bafin-Sprecher sagte am Donnerstag, die Behörde habe ihre Untersuchung Ende August abgeschlossen und danach Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf erstattet. Gagfah wies die Vorwürfe erneut zurück. Dem Verwaltungsrat seien „keine Tatsachen bekannt geworden, welche den Verdacht einer Straftat begründen“, hieß es in einer Stellungnahme.

Brennan hatte im Februar – vier Wochen vor einer Milliardenklage der Stadt Dresden – eigene Gagfah-Aktien im Wert von rund 4,7 Millionen Euro verkauft. Der Kurs der Aktie brach kurz nach der Klage ein. Brennan hatte Insider-Vorwürfe stets zurückgewiesen. Nun soll sich die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit dem Fall befassen. Die Zentrale der Gagfah-Gruppe befindet sich in Mülheim. Zum Konzern zählen bundesweit rund 155.000 Mietwohnungen.

Zu viele Baustellen bei Gagfah

Für die seit Monaten geprügelte Gagfah-Aktie waren die Nachrichten Gift: Das im Nebenwerteindex MDax notierte Papier verlor bis zum Nachmittag fast fünf Prozent auf 4,42 Euro. „Wann der Markt sich wieder auf das eigentliche operative Ergebnis des Unternehmens fokussiert, bleibt weiter offen“, sagte Analyst Frank Neumann vom Bankhaus Lampe. „Es gibt aktuell zu viele Baustellen drumherum.“

Die Bafin hatte im Mai angekündigt, die Gagfah näher unter die Lupe zu nehmen. Zuvor hatten Aktienverkäufe von Gagfah-Chef William Joseph Brennan für Aufsehen gesorgt. Dieser hatte rund vier Wochen vor Bekanntwerden einer Milliardenklage der Stadt Dresden gegen den Wohnungskonzern ein Aktienpaket für 4,7 Millionen Euro abgestoßen. Der Aktienkurs von Gagfah ging nach der Dresden-Klage in die Knie. Die Stadt wirft dem Unternehmen Verstöße gegen Mieterschutzklauseln vor, was Gagfah wiederum bestreitet.

Brennan weist Vorwürfe zurück

Auch die Insiderhandels-Vorwürfe hat Brennan wiederholt zurückgewiesen. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, weil ich mich stets an alle internen und externen Regeln gehalten habe“, sagte er im August in einem Reuters-Interview. Nach eigenem Bekunden wusste er zum Zeitpunkt des Aktienverkaufs noch nichts von der drohenden Klage, die die Aktie abstürzen ließ.

Die Bafin wollte sich weder zu Details ihrer Untersuchungsergebnisse noch zu Einzelpersonen äußern. Die Staatsanwaltschaften in Düsseldorf und Duisburg prüfen nun Sprechern zufolge ihre Zuständigkeiten für das Verfahren. (mit rts)