Mülheim. Das beobachtet Mülheims Aids-Koordinator mit Sorge. Seine Arbeit wird deshalb wieder wichtiger
Am Montag ist Welt-Aids-Tag. Der Aktionstag, der traditionell am 1. Dezember stattfindet, soll das Thema Aids zumindest für einen Tag in den Fokus rücken und dafür sorgen, dass die heimtückische Krankheit nicht in Vergessenheit gerät. Und das ist bitter nötig. „Viele Jugendliche denken tatsächlich, dass Aids mittlerweile heilbar ist“, sagt Dr. Hans-Jürgen Schmidt, Aids-Koordinator des Mülheimer Gesundheitsamtes.
Er klärt seit Jahren an den Mülheimer Schulen über das Thema HIV und Aids auf und merkt bei seiner Arbeit, dass die Aufklärung in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark nachgelassen hat. „Das Thema muss an den Schulen wieder wichtiger werden, denn durch Unwissenheit kommt es nicht nur zu Ansteckungen, sondern auch zur Ausgrenzung HIV-positiver Mitmenschen.“
Arbeit an Schulen wird fortgesetzt
In Deutschland leben etwa 80.000 Menschen, die HIV-positiv oder aidskrank sind. Das entspricht einer Quote von 0,1 Prozent der Bevölkerung. Für Mülheim gibt es durch das anonymisierte Testverfahren keine konkrete Zahl an Betroffenen, aber „man kann auch hier von etwa 0,1 Prozent bzw. von etwa 180 Menschen ausgehen“, so Schmidt. Da Mülheim keine nennenswerte Drogen- oder Sexualszene habe, sei die Zahl der Betroffenen auch nicht so hoch. „Im Gegensatz zu den sechs größten Städten in Deutschland“, sagt Schmidt. „Dort leben 50 Prozent aller HIV-Positiver in Deutschland.“ Nichtsdestotrotz sei die Aufklärungsarbeit auch in Städten wie Mülheim wichtig. Immerhin fünf Neuinfektionen pro Jahr sind für Mülheim statistisch wahrscheinlich.
Daher setzt Dr. Hans-Jürgen Schmidt auch abseits des Welt-Aids-Tages auf Prävention. „Ich bin dafür da, dass HIV sich nicht weiter ausbreitet und kann daher immer nur auf unser anonymes, kostenloses Beratungsangebot hinweisen.“ Und auch seine Arbeit an den Schulen wird Schmidt fortsetzen. Im Kampf gegen HIV und Aids – aber auch im Kampf gegen Ahnungslosigkeit und Ausgrenzung.
Anzahl der aktuellen Fälle ist schwer zu schätzen
Die Oberhausener Aids-Hilfe betreut momentan 25 betroffene Mülheimer.
Da die Tests beim Mülheimer Gesundheitsamt anonym durchgeführt werden, ist die genaue Zahl der Betroffenen schwer zu schätzen.
Die Experten gehen in Mülheim jedoch von vier bis sechs Neuinfektionen pro Jahr aus.