Mülheim. . Nachdem das einstige Neckermann-Kaufhauses gesprengt worden war, entstand der Sparkassenhauptsitz, der nun bereits seit 25 Jahren dort steht. Die Hausbank schuf damit einen Treffpunkt für Mülheim. Doch der Protz-Palast war als „teurer Tresor“ umstritten.

„Protz-Palast“, „teurer Tresor“, „da seht Ihr, was sie mit unserem Geld machen“. Als vor 25 Jahren der neue Hauptsitz der Sparkasse am Berliner Platz seine Glastüren öffnet, sind solche Sprüche in der Stadt zu hören. Andere loben am 24. Januar 1989: „Ein gediegenes Gebäude“, „schöner Marmor“, „endlich genug Platz“. Jetzt – fast 26 Jahre später – laufen erste Modernisierungen.

Zwei Bankgebäude nebeneinander, verträgt sich das? Muss die Fläche zwischen Leineweberstraße und Delle wieder zugebaut werden? Das fragen Mülheimer 1979. Gerade ist der letzte Aufzugturm des einstigen Neckermann-Kaufhauses gesprengt, beginnt die Debatte um den staubigen Stadtmitteparkplatz. Für die Neugestaltung des Berliner Platzes sind da längst die Fäden gezogen. Die Sparkasse – auf vier Stadorte in den City verteilt – sucht dringend eine Fläche für ihre neue Hauptstelle. Der Rat beschließt daher, der Hausbank die Bebauung und Gestaltung der Freifläche zu übertragen, was der Stadt viel Geld spart.

Eine „Achse Einkaufen-Wasser“

Bis weit in die 1950er Jahre stehen neben der reparierten Dresdner Bank an Mülheims neuer Innenstadtachse Ruinen und Gärten. Schon damals fordern Bürger, Planer und wenige Politiker von der Stadtmitte zur Ruhr freie Sicht. Die Stadt hat kein Geld für den Wiederaufbau. „Die Schrebergartenidylle ist zur vertrauten Stadtansicht geworden“, steht in den Chroniken. Viele beschwören damals die „Achse Einkaufen-Wasser“. Diese ist in Mülheimer Zukunftsplänen noch aktuell – zum ehemaligen Kaufhof verschoben. Aber es gelingt seit 60 Jahren nicht, sie zu öffnen.

Dafür macht Josef Neckermann sein 26. Kaufhaus möglich. Er kauft die Fläche von den Stinnes-Erben, baut darauf für 30 Millionen Mark 13 Stockwerke und einen Springbrunnen. Eröffnung am 19. November 1965. Ende 1977 ist das Geschäft wieder zu. Weitere zwölf Jahre später strahlt die neue Sparkasse an gleicher Stelle.

Das Mülheimer Architektenduo Pothmann/Skornia erhält den Zuschlag. Die Juryentscheidung erscheint logisch. Der Entwurf zeigt Elemente der Stadthallen-Arkaden und Grundlinien des Rathausturmes – erbaut von den Architekten Großmann und Pfeiffer (Mülheim). 80 Millionen Mark kostet das Gesamtprojekt Berliner Platz. Drei Jahre später feiert die Sparkasse ihr 150-Jähriges Bestehen.

Als Ende November 1988 die ersten Sparkassen-Abteilungen in das neue Gebäude ziehen, schätzen alle Mitarbeiter sofort die kurzen Wege. Vom aktuellen Vorstandstrio hat keiner die Eröffnungsfeier erlebt. Einige Angestellte kennen das Haus dagegen wie ihre Jackentasche. Sie führen Gruppen ab Ende 1987 durch die Baustelle und später über polierten Marmor und Teppichböden durch die Räume. „Das war ein gutes Gefühl“, erinnert sich Hartmut Mäurer, früher Pressesprecher der Sparkasse.

„Die Halle mit guter Akustik ist nicht nur ein Platz für Geldgeschäfte. Der Marmorboden des Stadt-Treffpunktes hat in 25 Jahren mehr als 1000 Ausstellungen, Konzerte oder Sportturniere getragen“, sagt Frank Hötzel, heute Sparkassensprecher. Zur Eröffnung verspricht der Vorstand, Das „neue Haus soll ein Kommunikationsort für Mülheim sein“. Das ist so geblieben.

Die Chronik der letzten Platzgestaltung 

12. Februar 1979: Kauf des rund 6400 Quadratmeter großen Areals mit dem 13-stöckigen ehemaligen Neckermann-Kaufhaus.
Juli 1979 bis April 1980: Abbruch des Komplexes. Die Fläche wird öffentlicher Parkplatz.
18. Februar 1981: Ausloben des bundesweiten städtebaulichen Wettbewerbs zur Neuordnung des Berliner Platzes durch die Stadt.
15. Juli 1981: Entscheidung der Jury, Vorsitz Prof. Spengelin (Hannover): Den 1. Preis erhält das Büro Prof. Krämer, Sieverts & Partner, Köln-Braunschweig.
15. Dezember 1983: Der Bebauungsplan „Berliner Platz (Innenstadt 24)“ ist rechtskräftig.
20. Januar 1984: Auslobung des Architektenwettbewerbs zur Realisierung – begrenzt auf Nordrhein-Westfalen – durch die Sparkasse.
27. Juni 1984: Entscheidung der Jury, Vorsitz von Prof. Herrenberger (Braunschweig). 1. Preisträger: Architektengesellschaft Dipl.-Ing. Pothmann/Skornia. Zur Überraschung aller, selbst in Insiderkreisen: ein Mülheimer Büro.
31. Dezember 1985: Die Stadt erteilt die Baugenehmigung.
14. März 1986: Vergabe des Generalunternehmerauftrages an Ph. Holzmann AG Düsseldorf/Frankfurt. An sie wird der Grundstücksteil C für Wohnungen verkauft.
15. April 1986: Erster Spatenstich mit der Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern.
28. April 1987: Die Grundsteinlegung.
5. November 1987: Richtfest.
9. Dezember 1988: Die Ph. Holzmann AG übergibt termingerecht die gesamten Bauten an die Sparkasse. Die Fassade bildet „Stoney Creek“, ein feuergeflammter Granit. Die Sparkasse verlegt ihren Geschäftssitz zum Berliner Platz.
24. Januar 1989: Feierliche Eröffnung der Kundenhalle.
25. Januar 1989: Aufnahme des Kundenbetriebs.
November 2014: Umbau der Kundenhalle mit zentralem Informationspunkt und ruhigen Beratungsbüros und neue Kabel für die Computeranlagen.