Mülheim. . Das Land streicht die Mitfinanzierung. Dadurch könnte die Schaffung neuer Arbeitsplätze gefährdet sein. Der Betreuerrat aus dem Fliedner-Dorf bittet daher die Ministerpräsidentin um Hilfe. In Mülheim gibt es derzeit 620 Werkstattplätze.

Das Land NRW hat wegen der Haushaltssperre die ursprünglich für 2015/2016 vorgesehenen Mittel (2,3 Mio. Euro) für den Ausbau von Werkstätten für behinderte Menschen ersatzlos gestrichen. „Dass bedeutet, dass viel weniger neue Arbeitsplätze in Werkstätten geschaffen werden können oder der Bau neuer Standorte eventuell aufgegeben wird“, klagt Paul Heidrich, Vorsitzender des Eltern- und Betreuerbeirates des vollstationären Wohnbereiches im Fliedner-Dorf.

In einem Schreiben an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und den Landtagsabgeordneten Heiko Hendriks weist er auf mögliche Folgen hin: „Behinderte Menschen haben einen Rechtsanspruch auf ei- nen Werkstattplatz, der könnte ihnen verwehrt werden, wenn das Geld für neue Arbeitsplätze fehlt“, sagt er und fügt hinzu: „Ein Wegfall der Landesmittel könnte dazu führen, dass den Kommunen Mehrkosten entstehen, weil sie eine höhere Umlage an den Landschaftsverband zahlen müssten.“

Keine weitere Betriebsstätte geplant

Die Einrichtung neuer Arbeitsplätze für behinderte Menschen sei, so Heidrich, in NRW weiter zwingend erforderlich. Auch wenn die Landschaftsverbände für dieses Jahr 633 neue Plätze zugesichert hätten. Es gebe vor allem immer mehr Menschen mit psychischer Behinderung, die einen Werkstattplatz benötigten. „Für diese Menschen ist eine Arbeit wichtig, weil sie eine Tagesstruktur brauchen.“ Die Ankündigung von Arbeitsminister Guntram Schneider, das Land werde nach Ende der Haushaltssperre wieder fünf Mio für den Werkstättenausbau stellen, sei anzweifelbar. „Wer weiß denn, ob es dann nicht wieder eine Haushaltssperre gibt?!“

In Mülheim hält alleine die Theodor Fliedner Stiftung Werkstätten für Behinderte, sie hat derzeit sechs Betriebsstätten und bietet dort 620 vom Landschaftsverband genehmigte Arbeitsplätze an, wie Ina Schaf (Verwaltung, Fliedner-Werkstätten) berichtet. Weitere 40 Personen seien dort im Rahmen einer (tolerierten) Überbelegung beschäftigt. Erst im November 2013 hatte man eine Betriebsstätte an der Weseler Straße gegründet, weil die Überbelegung in Selbeck zu groß wurde. „Die Nachfrage nach Werkstattplätzen nimmt weiter zu“, so Schaf. 2008/09 hatte man an der Kranbahnallee sogar neu gebaut - unter anderem mit Landesmitteln - und eine Werkstatt für psychisch kranke Menschen eröffnet. Zurzeit sei keine weitere Betriebsstätte geplant.