Mülheim. Bei Vallourec geht der Personalabbau weiter. Eine Vereinbarung zur Sicherung des Standortes sieht im Walzwerk einen Zwei-Schicht-Betrieb vor.
Von der Krise, die Vallourec (ehemals Vallourec & Mannesmann) 2009 mit aller Wucht traf (siehe Kasten), hat sich das Stahlwerk noch nicht erholt. Der Markt für kleine nahtlose Stahlrohre steht immer noch unter hohem Wettbewerbsdruck. Betriebsrat und Geschäftsführung haben, wie erst gestern öffentlich wurde, bereits in der vergangenen Woche eine Grundsatzvereinbarung zur Zukunftssicherung des Standortes geschlossen, der mit einem weiteren, sozialverträglichen Stellenabbau einhergeht.
Wie hoch dieser ausfallen wird, bleibt noch offen. Im Gegensatz zu 2011 wird es keine feste Zielgröße geben. „Wir haben einen Prozess vereinbart“, sagt Betriebsratschef Gerhard Oelschlegel, der darin einen deutlichen Vorteil sieht. Die Zahlen würden dann jedes Quartal überprüft. Es gibt aber eine angestrebte Produktionsgröße. Je nach Auftrag schwankt dabei die Arbeitsintensität. 220.000 Jahrestonnen, eine Größe, die in diesem Jahr deutlich unterschritten wird, soll künftig angestrebt werden. Für das kommende Jahr ist die Auftragslage schon wieder deutlich besser, so dass diese Marke wohl sogar überschritten wird.
Künftig kein Drei-Schicht-Betrieb mehr
Ein Einschnitt für das Werk ist aber, dass das Walzwerk künftig nicht mehr im Drei-Schicht-Betrieb gefahren wird und die Nachtschicht wegfällt. Technisch ist es nicht ohne weiteres möglich, ein Walzwerk für eine Schicht still zu legen. Dafür musste investiert werden. Im Grunde ist es ein Jammer, „denn wir haben immer noch eines der besten Walzwerke“, sagt Oelschlegel. Ganz wichtig war dem Betriebsrat, dafür zu sorgen, dass auch künftig, Jungfacharbeiter übernommen werden.
Dabei geht es nicht nur darum, jungen Menschen eine Perspektive zu geben, sondern auch darum, die Leistungsfähigkeit des Werkes zu sichern. „Es gibt Bereiche, in denen die Hälfte der Mitarbeiter über 60 ist“, sagt der Betriebsratschef. Der Altersdurchschnitt liegt bei knapp unter 49 Jahren. Oelschlegel selbst ist 59. Die Altersstruktur führt aber dazu, dass der Krankenstand in den letzten Jahren immer wieder angestiegen ist, mehr als 8 Prozent der Belegschaft schwerbehindert sind und viele weitere nur eingeschränkt arbeiten können, nicht Wechselschicht arbeiten dürfen, nicht mehr schwer heben oder Kran fahren können.
Auch interessant
Die Vereinbarung geht auch deutlich über den Personalabbau hinaus. So wurde auch eine Marktoffensive, die weitere Optimierung von Fertigungsprozessen sowie eine zielgerichtete Diskussion über zukünftige Investitionen am Standort Mülheim festgeschrieben. „Wir brauchen eine Strategie für das Mülheimer Werk“, fordert Oelschlegel.
In den USA ein Werk errichtet
Weltweit gibt es eine Überkapazität, Konkurrenz gibt es aber nicht nur aus China, sondern auch aus dem eigenen Haus. V & M hat in den USA ein Werk errichtet und dann gibt es noch das Schwesterwerk im französischen Saint Saulve, wo die kleinsten nahtlosen Rohre mit einem Durchmesser bis zu 4,5 Zoll gefertigt werden. Diese wurden früher auch noch an der Schützenstraße produziert.
Die Zukunft sieht Oelschlegel verhalten positiv, auch wenn die nächsten Jahre kein Zuckerschlecken werden. Die Nachfrage nach Rohren für die Förderung von Gas und Öl wird wieder steigen. Der europäische Markt stagniere aber derzeit noch. „Das Unternehmen muss aber in Menschen investieren. Sie sind im Wettbewerb so wichtig wie die Anlagen.“ Für den Betriebsrat fange die Arbeit jetzt aber erst richtig an. „Denn wir müssen dafür sorgen, dass die Vereinbarung auch umgesetzt wird und nicht nur auf dem Papier steht.“