Mülheim. Erzieherinnen aus Mülheimer Kindertagesstätten sprachen im Kolleginnenkreis über ein verbreitetes Problem. Der Workshop fand im Rahmen der aktuellen Sucht-Aktionswoche statt, Fortsetzung wird gewünscht.
Zu einem außergewöhnlichen Workshop kamen Ende vergangener Woche Erzieherinnen aus Mülheimer Kitas zusammen. Es war ein Erfahrungsaustausch, eine Fortbildung in ganz eigener Sache unter der Überschrift: „Ich will keine Schokolade... oder doch?“
Es ging um eine Annäherung an das Stress-Essen, ein Problem, das alle acht anwesenden Frauen verbindet. Sie folgten einer Einladung des Gesundheitsamtes, das die Veranstaltung einreihte in die aktuelle Sucht-Aktionswoche und zu Veränderungen anregen will.
Projekt „Prima Leben“
Initiatorin Andrea Richter betreut im Auftrag der Stadt das Projekt „Prima Leben“, das 2009 aufgelegt wurde, um Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung in Kindertagesstätten zu fördern. Und: berufsbedingte Belastungen zu mildern, die bei den Mitarbeiterinnen Spuren hinterlassen. „Bei Gesprächen vor Ort sind wir häufiger auf die eigene Ernährungssituation gekommen“, sagt Richter. Die Idee für den Workshop war geboren, als zweite Fachberaterin kam Dipl.-Psychologin Ulrike Weihrauch von Ginko hinzu.
Damit sich die Teilnehmerinnen frei und geschützt äußern konnten, war das Treffen nicht öffentlich. Die Referentinnen fassen die Ergebnisse zusammen. So werde vielfach der Arbeitsalltag in den Kitas als „sehr belastend“ geschildert: immer größere Gruppen, höhere Lautstärke, kleinere Kinder, flexiblere Arbeitszeiten, vielfältigere Aufgaben. „Die meisten Erzieherinnen sprechen positiv über ihren Beruf und haben Freude daran“, erklärt Andrea Richter, „aber sie leiden unter der zu knappen personellen Besetzung.“
Gedanken drehen sich allzu oft ums Essen
Sie erleben Stress, den sie kompensieren wollen: „Übermäßig gegessen wird oft abends auf dem Sofa“, sagt Ulrike Weihrauch. Dabei seien die Teilnehmerinnen nicht oder kaum übergewichtig, doch ihre Gedanken drehen sich allzu oft ums Essen bzw. Nichtessen.
Im Workshop sollte gemeinsam versucht werden, den Kreislauf aus Stress, Essen, Unwohlsein, neuem Stress, erneutem Essen zu durchbrechen. Auch: sich „Rückfälle“ ins ungesunde Futtern zu verzeihen. Kleine persönliche Ziele wurden vereinbart, denn wer sich zu viel vornimmt, wissen die Beraterinnen, scheitert. Beispiele: „Ich gehe nach Feierabend nicht mehr hungrig einkaufen.“ Andere wollen versuchen, öfter Sport zu treiben, ein Essprotokoll zu führen oder sich auf andere Weise zu belohnen.
Durchweg positives Feedback
Am Ende des Workshops freuten sich die Referentinnen über ein durchweg positives Feedback, und nahezu alle Teilnehmerinnen wünschten sich eine Fortsetzung mit noch mehr Informationen. Im Rahmen des Projektes ,Prima Leben’ hätten wir auch Mittel dafür“, erklärt Andrea Richter. Auf fachlicher Seite sind nun weitere Kooperationspartner willkommen.
Die Aktionstage „Sucht hat immer eine Geschichte“ werden organisiert von der Mülheimer Präventionsstelle Ginko mit vielen Partnern. Sie liefen vom 10. bis 16. November, mit einigen internen Folgeveranstaltungen noch bis Mitte dieser Woche.
Eine Lan-Party speziell für Eltern mit Informationsabend („grenzenlos - spielen“) fand beispielsweise am 13. November statt, zeitgleich mit dem Workshop für Erzieherinnen zum Thema Stress-Essen.