Mülheim. Die Umsetzung der 68 Leitbildprojekte für die Stadt Mülheim ist erfolgreich angelaufen. Die ersten Gruppen legen nun Ergebnisse vor. In vielen Gesprächsrunden hatten sich Hunderte von Bürgern zuvor Gedanken über Stärken und Schwächen in der Stadt gemacht.

Wie soll sich die Stadt entwickeln? Wo kann sie sich verbessern? Welche Schwächen können wie abgebaut werden? Daran zu arbeiten, macht Spaß, kann aber auch anstrengend sein, wie Hanns-Peter Windfeder, Mülheimer Bürger und Vorsitzender des hiesigen Unternehmerverbandes, als Projekteilnehmer erfahren konnte. Er wirkt in einer der 68 Projektgruppen mit, die als Thema die Optimierung des Verkehrsflusses hatte. Sie gehört zu den ersten Gruppen, die fertig sind und ein Ergebnis vorlegen.

„Wir haben uns jede einzelne Hauptstraße, Kreuzung für Kreuzung vorgenommen und die Ampelschaltungen diskutiert, haben am zentralen Verkehrsrechner gestanden und uns von der Stadtverwaltung erklären lassen, was geht und was nicht.“ Am Ende gab es bei den beteiligten Bürgern Verständnis dafür, dass manches eben doch nicht umsetzbar ist, hier und da, so Windfeder, konnten jedoch bereits Schaltzeiten für einen besseren Verkehrsfluss verändert werden. Und: Es gibt weitere Vorschläge zur Optimierung, die jedoch bauliche Veränderungen, etwa an der Aktien-/Mellinghofer Straße, erfordern. Diese Vorschläge bekommt die Politik auf den Tisch und muss entscheiden: Folgt sie dem Bürger? Sie kann auch die Projektgruppe noch mal dazu anhören.

Kommunikation zu Angeboten verbessern

Vor zwei Jahren hatten sich in vielen Gesprächsrunden Hunderte von Bürgern Gedanken über Stärken und Schwächen in der Stadt gemacht und als Leitbilder Wünsche wie Ziele formuliert. Für Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld war und ist es ein Prozess, der Bürger, Politiker und Stadtverwaltung auf eine neue Art verbindet und eine Leitschnur für politisches Handeln in den nächsten Jahren sein werde. Als sehr positiv wertet sie das Engagement und nimmt erfreut zur Kenntnis, dass dies sogar noch wächst: 150 Projektpaten sind derzeit beim Leitbild Mülheim im Einsatz.

Einer von ihnen ist Gerd Bachmann, im Beruf Geschäftsführer des Energiedienstleisters Medl, beim Leitbild kümmerte er sich in einem Team um die Frage: Warum finden nicht mehr sozial benachteiligte Jugendliche Zugang zu Sportvereinen? Wie können sie dort frühzeitig eingebunden werden, um auch das Elternhaus zu unterstützen? Die Projektgruppe fand heraus, dass es in Mülheim nicht am Angebot mangelt, wohl aber an der Kommunikation darüber. Dies zu verbessern, ist nun das nächste Ziel. Wie und mit welchen Mitteln, darüber hat auch Politik zu befinden.

Es geht auch um Geld

Die Kommunalpolitiker haben nach wie vor das letzte Wort, aber, so Windfeder, sie können sich nicht mehr wegducken. „Sie haben ein konkretes Ergebnis von Bürgern vorliegen, das können sie ablehnen, aber dann müssen sie auch eine Alternative vorlegen.“

Eine Umsetzung kann sehr schnell gehen. Ein Beispiel: Autofreie Fußgängerzonen in der Altstadt war das Thema einer Gruppe. In der Zwischenzeit hat die Politik jetzt ein Anwohner-Parken und Teilfußgänger-Zonen dort beschlossen. Entscheidungen seien durch die Leitbild-Debatte so auch beflügelt worden, heißt es.

Natürlich geht es auch um Geld. Etwa wenn eine Gruppe nun vorschlägt, die frühkindliche Sprachförderung mit festangestellten Kräften zu stärken. Oder wenn die Gruppe, die sich mit der Verschönerung der Leineweberstraße befasste, ihre Ergebnis vorlegt: neue Pflasterung, mehr Parkbuchten, mehr Licht, andere Bäume, Verlegung der Toilettenanlage. Wäre das was für die Politik?