Was ist Mülheim? Wohnstadt, Bildungsstadt, Stadt im Grünen, oder Stadt ohne Profil? Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld will die Familienfreundlichkeit zum Markenzeichen von Mülheim machen. „Mülheim als Familienstadt an der Ruhr zu denken, könnte uns das unverwechselbare Profil verschaffen, für das vieles schon angelegt und vorhanden ist. Es könnte uns zu jener Unverwechselbarkeit verhelfen, die wir suchen“, sagte die OB gestern Abend von mehreren hundert Bürgern in der Stadthalle.

Die OB wünscht sich dazu eine offene und vorurteilsfreie Diskussion in der Bürgerschaft, in der Wirtschaft, in Politik und in der Verwaltung. Wie und wo kann Mülheim familienfreundlicher werden? „So wie ich Stadtentwicklung als zentrale Aufgabe jeder Stadtspitze betrachte, werde ich als Oberbürgermeisterin in Kürze auch einen ersten Impuls zur ,Familienstadt’ geben“, beschreibt sie ein erstes Vorhaben: Für November hat sie die Leitungen der 14 größten Arbeitgeber der Stadt eingeladen, um über konkrete Schritte zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu beraten.

Mülheim hat in Sachen Familienfreundlichkeit durchaus Nachholbedarf: Eine repräsentative Befragung, die im Rahmen der aktuellen Leitbild-Debatte erfolgte, hat ergeben: 40 Prozent der Bürger halten die Stadt für weniger oder nicht für familienfreundlich. Und auch bei der Kinderfreundlichkeit gab es keine Bestnote: 45 Prozent gaben hier an, es könnte besser sein. Aber was wäre zu tun und wo? Prof. Peter Strohmeier vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung macht deutlich, dass Familie nicht nur aus Mutter, Vater und Kind besteht, sondern alle Generationen umfasst.Und er macht auch deutlich: Die Familienwanderung ist der wichtigste Faktor, der über Schrumpfung oder Wachstum von Städten entscheidet.

Für die OB ergibt sich daraus: „In einer Stadt, in der alle Generationen in einer Familie gut leben, entsprechen die Wohnquartiere und die öffentlichen Räume den Anforderungen aller Bürger ebenso wie denen von Klimawandel und Energiewende. Eine Stadt, die Lebensmittelpunkt für alle Generationen sein will, investiert in gute Bildung ebenso wie in die Nachhaltigkeit ihrer öffentlichen Einrichtungen und Infrastruktur.“

Das wäre dann auch die Richtschnur für die Kommunalpolitiker: Die künftige Stadtentwicklung soll sich an den Bedürfnissen und Wünschen von Familien orientieren. Sie dürfte damit die Mehrheit des Rates hinter sich haben. Ohnehin hat der Stadtrat in den vergangenen Jahren etwa beim 100-Häuser-Programm oder auch beim Ausbau des offenen Ganztagsangebotes trotz Haushaltskrise versucht, Familien zu unterstützen.