Mülheim. . „Economania“ in der Regie von Roberto Ciulli kommt am Freitag im Mülheimer Theater an der Ruhr zur Premiere. Die Geschichte fußt auf dem unvollendeten Stück von Luigi Pirandello „Die Riesen vom Berge“ Roberto Ciulli präsentiert eine bitter-ironische Zukunftsvision.
Es wird gemampft, geschmatzt und gerülpst – rhythmisch und geräuschvoll. Wie die Maschinen schaufeln Menschen auf der Müllkippe den Abfall jeglicher Art in sich hinein. Sie sind verdammt dazu, alles zu schlucken, was unter dem Zwang der Wachstums- und Wegwerfgesellschaft produziert wird. Auch wenn die Szenerie eine gewisse Komik in sich birgt – es sind lebende Müllschlucker, die auf der Deponie Sklavenarbeit leisten.
Von weit oben poltern die unsichtbaren Riesen, machen mächtig Druck und treiben die Arbeiter an. Die Sprache ist indes längst verloren gegangen, in Lauten wie waidwunde Tiere verständigt sich diese armselige Gesellschaft, der jegliche Kultur abhanden gekommen ist. Wo der einzelne Mensch, Feingeist und Gefühle, Wollen und Wünschen nichts mehr zählen, wo nur nackte Verrohung bleibt. Es wird wie wahnsinnig, geradezu manisch produziert. Ökonomie und Kapitalismus sind die alles beherrschenden Mächte in diesem Spiel. Da taucht plötzlich eine Gruppe Schauspieler in barocken Kostümen auf. Ob die Kunst und Kultur des Theaters die Lage retten, die Übermacht der Ökonomie revolutionieren und die Gesellschaft daraus befreien kann?
Mit „Economania“ oder wie das Ankündigungsplakat Eco-No-Mania sinnbildlich verdeutlicht, wird erahnbar, wo es langgeht im Theater an der Ruhr. Nach dem Stück von Yiğit Sertdemir malt Roberto Ciulli eine bitter-ironische Zukunftsvision. Premiere ist am Freitag, 14. November, 19.30 Uhr. Die Geschichte fußt auf dem letzten und unvollendeten Stück von Luigi Pirandello „Die Riesen vom Berge“ unter dem alptraumhaften Eindruck des Faschismus, erläutert Roberto Ciulli.
Gemischte Besetzungsliste
In der deutsch-türkischen Inszenierung „Economania“ spielen aus dem Mülheimer Ensemble mit: Petra von der Beek, Dagmar Geppert, Peter Kapusta, Steffen Reuber, Rupert Seidl und Ferhat Keskin. Die Musik kommt von Matthias Flake, der auch auftritt. Fünf Schauspieler kommen aus dem türkischen Ensemble.
Premiere ist am Freitag, 14. November, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 15. und 16.11., 19.30 Uhr, Karten: 599 0188, www.theater-an-der-ruhr.de
Die deutsch-türkische Inszenierung ist in Koproduktion mit dem Theater „Kumbaracı50“ aus Istanbul entstanden und wurde „nur möglich“, so Ciulli, „weil die Kunststiftung NRW die Mittel dafür gewährt hat“. In der Türkei kam „Economania“ bereits im September auf die Bühne (WAZ berichtete). „Kumbaracı50“, mehrfach in Mülheim zu Gast, zähle zu den Ensembles der freien Szene, die sich in Istanbul vermehrt fernab der starren Strukturen der Staats- und Stadtheater formierten, so Ciulli und Dramaturg Helmut Schäfer. In „Economania“ sind Schauspieler aus beiden Ensembles zu sehen. In der Mülheimer Fassung überwiegt die deutsche Sprache. Fast alles, so Ciulli, werde auf deutsch übersetzt. Dolmetscher ist Recai Hallaç, der auch den „Gedächtnis-Sklaven“ in der Inszenierung spielt. Mit ihm arbeitet das Theater an der Ruhr schon lange zusammen, denn die Brücke zur Türkei wurde bereits in den 80er Jahren geschlagen.
Neben Koproduktionen und Austausch gab Ciulli dort auch Workshops. Auf den Wunsch des türkischen Ensembles nach einer erneuten Kursarbeit, schlug Ciulli gleich ein ganzes Theaterstück vor, das Yiğit Sertdemir, Autor, Regisseur und Leiter von „Kumbaracı50“ dann schrieb.