Herne. Auch wenn sie nicht mehr in den Schlagzeilen ist: Spaniens Krise ist längst nicht gelöst. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 25 Prozent. Vor diesem Hintergrund vermittelt der Herner Personaldienstleister Articom Consult spanische Pflegekräfte nach Deutschland. Das erste Pilotprojekt ist in Vorbereitung.

Die Probleme mögen aus den täglichen Schlagzeilen verschwunden sein - weil diese von der Ukraine und Gaza beherrscht werden. Gelöst sind sie deshalb längst nicht. Die EU-Krisenländer kämpfen nach wie vor mit jenen Problemen, die sie schon seit Jahren im Klammergriff haben, etwa schrumpfende Wirtschaft oder hohe Arbeitslosigkeit. Beispiel Spanien: Dort liegt die Arbeitslosenquote bei rund 25 Prozent, in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen gar bei rund 50 Prozent.

Die Lösung in dieser Situation? Der Weg ins Ausland, um Arbeit zu finden. Ein Begleiter auf diesem Weg ist der Herner Personaldienstleiter Articom Consult. Das Unternehmen bereitet zurzeit ein Pilotprojekt mit Pflegekräften aus Spanien vor.

120 Stunden Deutschkurs

„Die Lage auf dem spanischen Arbeitsmarkt ist weiterhin dramatisch“, weiß Markus Pompetzki, der in Barcelona wohnt und dort Geschäftsführer der Personalagentur Form-Accio ist, die das Projekt vor Ort vorantreibt. Unternehmen entließen nach wie vor qualifizierte Mitarbeiter - die Deutschland in manchen Branchen teilweise händeringend gesucht würden, ergänzt Articom-Geschäftsführer Alexander Glock. Die Pflege sei so eine Branche. Deshalb habe man sich entschieden, spanische Pflegekräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Dabei handelt es sich um ein umfangreiches Gesamtpaket, was geschnürt werden will. Die fachliche Qualifikation sei dabei nicht das Haupthindernis für eine Vermittlung an einen deutschen Arbeitgeber, so Glock. Die Verbesserung der Sprachkenntnisse stehe im Fokus. Deshalb werden demnächst zwölf ausgewählte Bewerber Deutsch lernen. Der Lehrplan umfasst 120 Stunden, um das Niveau zu erreichen, das für die Arbeit in einem Krankenhaus Voraussetzung ist - Articom vermittelt nicht in die ambulante Pflege oder an Zeitarbeitsfirmen. Zu den Sprachkursen kommen Weiterbildungen für die Bereiche Arbeitskultur und Arbeitsumfeld, denn in dieser Hinsicht existieren die vielleicht größten Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland. Bei einer erfolgreichen Vermittlung hilft Articom zudem bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen.

Deutsche Studiengänge im Kosovo

Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, scheint eine Fortsetzung nicht unwahrscheinlich. Das Projekt sei in Barcelona auf großes Interesse gestoßen.

Darüber hinaus blicken Glock und Pompetzki bereits in eine andere Richtung: das Kosovo. Neben einem Projekt zur Qualifizierung von Baggerfahrern hat sich Articom Consult zum Ziel gesetzt, im Kosovo die ersten deutschen Studiengänge zu etablieren.