Herne. . Ein neues ständiges Angebot hält die St. Elisabeth-Gruppe (St. Anna- und Marien Hospital) vor. Ab sofort werden zukünftig pflegende Angehörige im Rahmen des Modellprojektes „Familiale Pflege“ unterstützt.

Theo Freitag, Geschäftsführer der Gruppe: „Individuelle Beratungs- und Schulungsangebote sollen auf die nach einer Krankenhausentlassung anstehenden Herausforderungen vorbereiten.“

Zielgruppe des neuen Angebots sind „vor allem ältere Menschen, die eine bestehende Pflegebedürftigkeit haben“, erklärt Marion Büchsenschütz, Gesamtpflegedienstleitung der St. Elisabeth-Gruppe. Der Bedarf sei auf jeden Fall da, gerade auch wegen der kurzen Verweildauer im Krankenhaus, so Büchsenschütz weiter. „Also muss eine Entscheidung über die anschließende Pflege sehr zügig und zeitnah getroffen werden.“

Fürsorge hört nicht in der Klinik auf

Da diese Entscheidung häufig sehr schnell und plötzlich ansteht und Familien kaum Zeit haben, sich entsprechend vorzubereiten, seien die pflegenden Angehörigen allein oft mit der Situation überfordert. „Sie wissen einfach nicht, wie sie sich kümmern sollen.“ Hier setzt nun das neue Projekt an, gekoppelt an das sogenannte Entlassmanagement wird bereits im Krankenhaus ein Erstgespräch angeboten.

Während das klassische Entlassmanagement eher auf die Patienten ausgerichtet ist, „gibt es nun zusätzliche Unterstützung, die eine neue Qualität bietet“, sagt Freitag. Die familiale Pflege beginne also bereits während des Krankenhausaufenthaltes. Damit könne verhindert werden, dass der zu Pflegende in eine häusliche Umgebung zurückkehrt, die noch nicht auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sei.

Angebote sind kassenübergreifend kostenlos

Freitag: „Die Fürsorge hört also nicht im Krankenhaus auf, es wird weiter unterstützt.“ Damit, so Büchsenschütz, „wollen wir die Versorgungskontinuität sicher stellen“. Bereits im Krankenhaus nähmen eigens geschulte Pflegetrainer Kontakt zu den Angehörigen oder Pflegenden auf. Diese entscheiden dann, ob sie sich beraten und schulen lassen möchten. Büchsenschütz: „Die Angebote sind kassenübergreifend kostenlos und decken die Zeit während und sechs Wochen nach dem Krankenhaus ab.“

Darüber hinaus können pflegende Personen auch im individuellen Training alltagstaugliche Tipps und Techniken erlernen. Diese sorgen für eine Entlastung bei der häuslichen Pflege. „Keinesfalls soll die Unterstützung die ambulante Pflege ablösen“, sagt Büchsenschütz. Vielmehr soll es eine zusätzliche Hilfe sein, ist doch der Pflegedienst nur zu bestimmten Uhrzeiten vor Ort, um zu helfen.

Pflegetechniken mit verordneten Hilfsmitteln üben

Bei Bedarf kommen die Pflegetrainer auch nach Hause, schließlich ist die Situation hier eine andere als im Krankenhaus. „Da gibt es dann die Gelegenheit, Unsicherheiten und Belastungen, die im Krankenhaus noch nicht absehbar waren, zu besprechen.“ Ein weiterer Vorteil: Das Training zu Hause bietet die Chance, Pflegetechniken mit verordneten Hilfsmitteln zu üben und diese einem Qualitätscheck zu unterziehen.

Das Modellprojekt „Familiale Pflege“ führt die St. Elisabeth Gruppe in Kooperation mit der Uni Bielefeld und der AOK durch. Wie wichtig eine frühzeitige Aufstellung in der Pflege für die Angehörigen ist, zeigt eine Untersuchung der Universität Bielefeld: 70 Prozent der Pflegebedürftigen gehen nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause und nicht ins Heim. Und davon wiederum werden 50 Prozent von ihren Familien gepflegt.

Neben dem Einüben pflegerischer Handlungen werden die Pflegenden auch dabei unterstützt, Unsicherheiten und Ängste abzubauen, indem Ihnen Pflegenetzwerke aufgezeigt und Selbsthilfepotenziale gestärkt werden. Damit soll erreicht werden, dass die Verantwortung nicht nur auf einer oder sehr wenigen Personen lastet. Personen, die lieber in der Gruppe geschult werden möchten, können auf Initialpflegekurse zurückgreifen. An mehreren Terminen werden dann die Techniken und Bausteine zur Selbstorganisation erlernt.