Wanne-Eickel. Gülden schimmert die „579“ im gleißenden Mittagslicht über Crange. Die Zahlenkombination schmückt seit gestern die Mitte des Cranger Tors und weist auf die Kirmes hin, die zum 579. Mal stattfindet. Das Tor wurde für dieses Jahr neu angefertigt. Im letzten Jahr war es von einem LKW zerstört worden.

Der beliebte, eiserne Treffpunkt für Rummelfans steht an der Dorstener Straße gegenüber der Hauptstraßeneinmündung und ist ein echter Hingucker. Ein kunsthandwerkliches Kleinod, für das Kunstschmied und Schlossermeister Constantin Costaras (74) verantwortlich zeichnet.

Gestern war es wieder soweit, die 579. Kirmes steht vor der Tür und das Tor benötigt dringend die aktuelle Ziffernfolge. Der städtische Hubsteiger steuert das Cranger Tor an, Constantin Costaras und sein Sohn Elias (48) klemmen sich die Zahlen unter den Arm und unter hydraulischem Gequietsche geht’s ab in den Cranger Himmel. Passanten bleiben stehen, beobachten das Spektakel in luftiger Höhe und drücken auf die Auslöser ihrer Kameras und Smartphones. Wenig später sind die Zahlentableaus – je eins für die Vorder- und Rückseite – miteinander fest verschraubt, ist die Zeit-Aktualisierung des Tor vollendet.

Banner ersetzt zerstörtes Tor

Problemlos, wie es immer in den letzten Jahren geklappt hat. Nun ja, fast immer. Denn kurz vor dem Start der 575. Cranger Kirmes krachte ein Lkw in das alte Tor, das 1978 von dem Schausteller Ludwig Kallenkoot gestiftet wurde und seit 1990 von Constantin Costaras mit viel Herzblut immer weiter kunsthandwerklich verfeinert und verziert wurde. Das Tor jedenfalls war defekt, wurde aus der Not heraus mit einem Banner ersetzt.

Ein Jahr später, Versicherungsfragen waren geklärt, gewaltige neue Fundamente gesetzt, konnte das Cranger Tor pünktlich zur 576. Kirmes als völlig neue Konstruktion errichtet werden. Constantin und Elias, der seinen Vater tatkräftig unterstützte, leisteten ganze Arbeit.

Tausende von Arbeitsstunden stecken im großen Tor mit seinen Verzierungen

Adrenalin pur auf der Cranger Kirmes

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    Der Kunstschmied, der 1960 nach Wanne-Eickel kam, war schon immer Kirmesfan und sagt zum neuen Tor, in dem etwa 2500 Arbeitsstunden stecken und noch viel mehr Herzblut und Schweiß: „Es macht mir Freude, an so etwas Schönem zu arbeiten. Das ist etwas das bleibt. Auch wenn man selbst nicht mehr da ist.“

    War das alte Tor noch 850 Kilo schwer, so bringt das aktuelle satte 5,5 Tonnen auf die Waage und ist mit seinen Verzierungen, Ornamenten, den Stadtteilwappen – selbst der Mond von Wanne-Eickel leuchtet mittig in gelb und blau – ein prächtiges Torsymbol aus gebohrtem, geschraubtem und geschmiedetem Stahl. Und natürlich ein Zeichen für die tolle Zusammenarbeit von Vater und Sohn. „Kirmes und Tor sind ein Stück unseres Lebens“, sagen Constantin und Elias. Constantins Versprechen: „Die Zahlen mache ich, solange ich lebe.“

    Skulpturenschau im „Kupferkessel“

    Der Kunstschmied im Ruhestand, Constantin Costaras, ist eine Kirmesgröße. Zusammen mit seinem Sohn betreibt er den legendären Kupferkessel, „unseren Bierstand“, wie Sohn Elias bescheiden anmerkt. Im Kupferkessel gibt’s nicht nur leckeren Gerstensaft und Appetitliches zum Verzehr, sondern auch starke Stahl-Kunst zum Gucken.

    Elias Costaras, Schmied und Maschinenbaukonstrukteur, zeigt hier u.a. seine furchterregende Großskulptur „Change“. Das stählerne Wesen mit stilisierten Engelsflügeln zerbricht ein Kreuz und soll die menschliche Gier darstellen. Ebenfalls zu sehen: ein keltisches Fruchtbarkeitssymbol und ein umgebauter Motorradmotor, aus dem das Bier fließt.