Herne. Wechselt das Hertie-Haus den Besitzer? Auf Antrag der Stadt hat das Amtsgericht für Freitag, 4. Juli, die Zwangsversteigerung der Immobilie terminiert. Die Vollstreckung kann allerdings in letzter Minute gestoppt werden. Der Rat hat die Stadt dazu ermächtigt, als Bieter aufzutreten.

Kommt das Hertie-Haus am Freitag, 4. Juli, unter den Hammer? Für 12 Uhr hat das Amtsgericht Herne auf Antrag der Stadtverwaltung die Zwangsversteigerung der seit sechs Jahren leer stehenden Immobilie terminiert (Amtsgericht Herne, Friedrich-Ebert-Platz 1, Saal 115).

Ob das ehemalige Kaufhaus aber auch wirklich den Besitzer wechseln wird, ist völlig offen. Denn: Es wäre nicht das erste Mal, dass Außenstände von der Eigentümerseite buchstäblich fünf vor zwölf beglichen würden. Ein solcher Schritt hätte automatisch die Aufhebung der Zwangsversteigerung zur Folge.

Verkehrswert deutlich unter Erwartungen

Wie berichtet, hatte die Stadt Herne offene Rechnungen in sechsstelliger Höhe (unter anderem für die Grundsteuer) geltend gemacht und damit das Verfahren eingeleitet. Die Immobilie ist offiziell in Besitz der mittlerweile insolventen HIDD Herne B.V., die ihren Sitz in den Niederlanden hat. Grundschuldgläubigerin ist die Deutsche Bank AG London.

Im Zuge des Verfahrens zur Zwangsvollstreckung hat ein vom Gericht bestellter Gutachter den Verkehrswert des Hertie-Hauses auf 1,6 Millionen Euro taxiert. Eine Summe, die deutlich unter den bisherigen Vorstellungen des Besitzers liege, so die Verwaltung.

Stadt darf nur bis Forderungssumme mitbieten

Wenn es nun tatsächlich zur Zwangsversteigerung kommen sollte, sind aufgrund der komplexen Rechtslage mehrere Szenarien denkbar. Das wahrscheinlichste Szenario: Wenn das Höchstgebot den Verkehrswert um mehr als die Hälfte unterschreitet, wird das Amtsgericht einen neuen Termin für die Zwangsversteigerung ansetzen. In dieser zweiten Runde liegt die Grenze dann nur noch bei 30 Prozent des Verkehrswerts.

Die Stadt könnte in dem Verfahren sogar als Bieter auftreten. Einen entsprechenden Beschluss hat der Rat in dieser Woche in nicht öffentlicher Sitzung gefasst. Das Gebot der Stadt darf allerdings nicht über den offenen Forderungen liegen, so die Vorgabe.

Land will Erhalt des Denkmals unterstützen

Die Berliner CR Investment Management (CRI), die die Hertie-Häuser in Deutschland vermarktet, wollte am Donnerstag auf WAZ-Anfrage zur Zwangsversteigerung nicht Stellung nehmen. Was CRI-Projektleiter Sebastian Mogos-Lindemann (zum wiederholten Male) sagen konnte und wollte: Das mangelnde Interesse von Investoren sei vor allem auf den Denkmalschutz und den unattraktiven Standort Herne zurückzuführen.

Auch die Stadt steht dem Denkmalschutz sehr kritisch gegenüber. Versuche der Verwaltung, dieses Investitionshemmnis aus dem Weg zu räumen, scheiterten jedoch bisher am Land. So bot das NRW-Bauministerium nach einem Ortstermin im April nur an, die Stadt „bei der Erhaltung des Denkmals“ finanziell zu unterstützen.