Herne. . Seit fünf Jahren steht das ehemalige Hertie-Haus auf der Bahnhofstraße leer. Daran wird sich vorerst nichts ändern: Ein interessierte Projektentwickler sei nun nach längeren Verhandlungen abgesprungen, berichtete der Vermarkter auf Anfrage.

Eine Nachfolgelösung für das seit fünf Jahren leer stehende Hertie-Haus rückt in weite Ferne: Die nach der Insolvenz des früheren Eigentümers von einem Londoner Finanzinvestor mit der Vermarktung beauftragte Gesellschaft CR Investment erklärte am Mittwoch auf WAZ-Anfrage, dass ein zunächst „sehr erfolgversprechender“ Interessent für das Gebäude abgesprungen sei.

Kämmerer Klee kritisierte derweil am Dienstag im Hauptausschuss den Vermarkter und erklärte, dass er den Druck auf den Eigentümer erhöhen und diesen stärker „piken“ wolle.

„Schwaches Feedback“ für Herne

Ein Projektentwickler, der an mehreren Standorten Shopping-Center realisiert habe, habe Interesse am Hertie-Haus bekundet, so Sebastian Mogos-Lindemann von CR Investment (Berlin). Nach „längeren Verhandlungen“ habe dieser aber abgesagt – mit der Begründung, dass es von potenziellen Mietern nur ein „schwaches Feedback“ für den Standort Herne gebe.

Einen Tag zuvor hatte Kämmerer Hans Werner Klee im Hauptausschuss harsche Kritik an der CR Investment geübt. Es habe bereits „mehrere Angebote“ und „potenzielle Investoren“ fürs Hertie-Haus gegeben, doch die Preisvorstellungen des Verkäufers seien offenbar viel zu hoch. CRI verweigere gegenüber der Stadt konkrete Auskünfte über den Kaufpreis.

Zwangsvollstreckung eingeleitet

Wie berichtet, hat die Stadt aufgrund sechsstelliger (Grund-) Steuerschulden des Eigentümers ein Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet. Zurzeit werde ein Wertgutachten für die Immobilie erstellt, so Klee. Wie berichtet, hatten auch andere „Hertie-Städte“ diesen Weg beschritten. Vor der Zwangsversteigerung wurden die Forderungen beglichen, die Versteigerung wurde damit hinfällig.

Die Stadt hat neben der Zwangsvollstreckung noch weitere Maßnahmen eingeleitet. Finanzinvestoren könne man „nur übers Portemonnaie“ treffen, so Klee. So sei der Eigentümer zur Sicherung von lockeren Fassadenelementen aufgefordert worden. Auch den Hebel Denkmalschutz will die Stadt ansetzen: Dieser werde durch den Zustand des Hauses gefährdet, heißt es. Nach dem jüngsten Brand stünden im Keller 100 000 Liter Wasser.

„Diese Maßnahmen laufen alle ins Leere“, sagt Mogos-Lindemann zur WAZ. Die Stadt drohe nur, trage aber nichts dazu bei, dass sich die Situation ändere. Mit anderen Städten sei die Zusammenarbeit besser gelaufen. Für elf von 31 Hertie-Häusern in Deutschland seien Lösungen gefunden worden. Vier weitere Verkäufe bahnten sich an.

In einem Punkt gibt es aber offenbar Konsens: Klees Aussage, dass die Bedingungen für die Vermarktung von Hertie-Häusern nirgendwo so schwierig seien wie in Herne, widerspricht CRI nicht.