Herne. . Bei Bauarbeiten wurde im vergangenen Sommer eine Telefonleitung durchtrennt. In etlichen Firmen und Wohnungen fielen Telefon und Internet aus. Einige Unternehmen erlitten durch den Vorfall teils gravierende Umsatzeinbußen. Doch auf den Kosten werden sie nun wohl sitzen bleiben.
Die Unternehmen, die im vergangenen Sommer im Wanner Norden vom Ausfall der Telefon- und Internetverbindung betroffen waren, bleiben aller Voraussicht nach auf ihren Kosten sitzen. Grund: Es findet sich niemand, bei dem sie ihre Schadenersatzansprüche geltend machen können.
Zur Erinnerung: Im Juli 2013 waren zahlreiche Firmen und Wohneinheiten in Unser-Fritz und im Dannekamp ohne Telefon und Internet. Als Ursache entpuppten sich die Arbeiten an der neuen Fußgängerbrücke über die A42. Bei Ausschachtungsarbeiten hatte ein Baggerfahrer die Leitung durchtrennt.
Kabel an falscher Stelle
Doch weder die ausführende Baufirma noch Straßen. NRW als Auftraggeber für die Arbeiten, noch die Deutsche Telekom als Besitzer des Kabels sehen sich als Adressat für Schadenersatzansprüche.
Die Kosten und Umsatzausfälle sind teilweise happig. Beispiel Planeta Hebetechnik: „Wir schätzen den Umsatzausfall auf bis zu 200.000 Euro“, teilte Matthias B. Klawitter, Mitglied der Geschäftsführung, gestern auf Anfrage der WAZ-Redaktion mit. Nachweislich sei der Firma ein Auftrag im Wert von 30.000 Euro durch die Lappen gegangen, weil der Kunde Planeta nicht erreichen konnte.
Suche nach Verantwortlichen verlief ohne Ergebnis
Als „existenzbedrohend“ bezeichnet Christian Rump, Geschäftsführer von Blömeke Druck, den Ausfall. Zwar habe er innerhalb von 48 Stunden parallele Leitungen schalten können, dennoch seien nachweisbare Kosten in Höhe von 25.000 Euro entstanden.
„Wir gehen mit sensiblen Daten für Krankenkassen um. Ohne sicheren Server mussten wir einen Fahrer nach Hannover schicken“, so Rump. Hinzu käme der Imageschaden, weil man plötzlich nicht mehr als zuverlässig gelte. Um die Kunden aufzuklären, habe er ihnen die Berichte aus der WAZ geschickt.
Nachdem er eine exakte Kostenaufstellung erstellt hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Verantwortlichen - ohne Ergebnis.
Nicht direkt von der Firma geschädigt
Der Haftpflichtversicherer des Bauunternehmens (das Schreiben liegt der WAZ vor) sieht keine Verantwortung, weil Blömeke nicht direkt von der Firma geschädigt sei. Außerdem sei ein Verschulden nicht erwiesen. Dies deckt sich mit der Aussage von Straßen.NRW gegenüber der WAZ: „Wir sehen uns nicht in der Verantwortung, weil das Kabel nicht an der Stelle gelegen hat, wie von der Telekom angegeben“, so ein Sprecher.
Der Haftpflichtversicherer der Telekom sieht keine Veranlassung zu einer Schadensregulierung (der Brief liegt der Redaktion vor). Es habe kein Verschulden an der Störung vorgelegen und sie sei ohne schuldhaftes Zögern beseitigt worden.
Wegen des ungewissen Ausgangs und der Kosten scheuen Klawitter und Rump den Gang vor die Gerichte. Was Rump aber besonders ärgert: „Es gab von niemandem eine Entschuldigung.“