Herne. . Für seinen Beitrag zu einer US-Fernsehdokumentation über Jesse Owens hat der Herner Historiker Ralf Piorr 2013 den TV-Oscar Emmy gewonnen. In dieser Woche konnte er die Statue endlich in Empfang nehmen. Der Weg des Emmys von New York ins Ruhrgebiet war ebenso beschwerlich wie teuer.

Der Emmy ist da! In dieser Woche hat der Historiker Ralf Piorr die als „Oscar der Fernsehbranche“ geltende Auszeichnung in Empfang genommen. Preiswürdig ist auch die kuriose Geschichte, unter welchen Umständen der Emmy von den Staaten ins Ruhrgebiet gelangt ist.

Denn: Eigentlich hatte Piorr sich bereits dagegen entschieden, dass die drei verantwortlichen US-Akademien die goldene Statue nach Deutschland schicken. Er hatte sie als Teil eines Recherche-Teams einer US-Dokumentation über den schwarzen Olympiasieger Jesse Owens erhalten. „Ich sollte 400 Dollar für den Emmy zahlen“, erzählt er. Auch die ihm aus den USA angebotenen Alternativen – 40 Dollar für eine Urkunde, 120 Dollar für eine Plakette – lehnte er dankend ab.

Ein Preisträger ohne Preis

Womit diese Geschichte eigentlich beendet und Ralf Piorr ein Emmy-Preisträger ohne Emmy wäre – wenn, ja wenn Ulrich Homann nicht auf den Plan getreten wäre. Der Chef der Zeitschrift „Reviersport“, für die Piorr früher geschrieben hat, erklärte, dass es ihm „eine Ehre“ sei, die Kosten zu übernehmen.

Doch dann kam der nächste Hammer. „Für den Transport nach Deutschland sollten wir zusätzlich 300 Dollar zahlen“, berichtet Ralf Piorr. Ein Unding, findet (nicht nur) der zurzeit in der Herner Stadtverwaltung beschäftigte Historiker.

So sieht er aus, der TV-Oscar „Emmy“.
So sieht er aus, der TV-Oscar „Emmy“. © Thomas Schmidt / Stadt Herne

Doch auch hier sprang ein Bekannter in die Bresche. Piorrs Freund Young-Soo Chang weilte zum Zeitpunkt des Hin und Her gerade für sechs Wochen als Kameramann für die Pro7-Sendung „Germany’s Next Top-Model“ in den USA. „Er hat sich dann den Emmy von New York nach Los Angeles schicken lassen. Das war sogar kostenlos“, berichtet Ralf Piorr.

Freund bracht die Trophäe mit ins Ruhrgebiet

Nach Abschluss der TV-Aufnahmen sollte Chang die Trophäe mit nach Deutschland bringen. Was sich dann jedoch am Zoll als höchst problematisch erwies: „Die Zöllner haben wohl sonst was in der großen schwarzen Kisten vermutet“, so Piorr.

In dieser Woche konnte der Herner die Trophäe endlich in den Händen halten. Bei einem Bier in der Szene-Kneipe Sonne überreichte Young-Soo Chang Ralf Piorr das mächtig schwere Teil. „Ich werde eine Praktikanten einstellen, der den Emmy einmal in der Woche abstaubt“, scherzt der Preisträger. Nein, fügt er an, er habe sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wo die Auszeichnung stehen soll. Zurzeit ruht die gewichtige Dame übrigens noch im Kofferraum von Ralf Piorrs Auto.

Dokumentation über Jesse Owens

Als „Researcher“ hat Ralf Piorr den Emmy gewonnen - als Teil eines Recherche-Teams. Für die Dokumentation „Jesse Owens - der schnellste Mann der Welt“ (deutscher Titel) hatte er im Auftrag der Kölner Produktionsgesellschaft „Taglicht“ in diversen deutschen Archiven geforscht und mit Zeitzeugen gesprochen. Der schwarze Leichtathlet Jesse Owens hatte bekanntlich 1936 bei den Olympischen Spielen in Nazi-Deutschland vier Goldmedaillen gewonnen. Der Film war 2012 auch im WDR zu sehen.