Herne. . Die DGB-Geschichtswerkstatt hat die Zeit zwischen 1933 und 1945 in Herne und Wanne-Eickel aufgearbeitet. Herausgekommen ist ein Buch mit Geschichten über Täter und Opfer. Es will dazu anregen, bei einem Rundgang die Stadt neu zu entdecken.

Die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland ist mittlerweile fester Bestandteil des Geschichtsunterrichtes. Doch eine Frage bleibt dabei oft unberührt: Was passierte in der Zeit in der eigenen Stadt? Das wollte auch die Geschichtswerkstatt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wissen. Ihre Antworten haben die Mitglieder nun im Buch „Herne und Wanne-Eickel 1933 - 1945“ veröffentlicht.

Der historische Stadtführer solle den Leser dazu anregen, sich mit der Geschichte vor Ort auseinanderzusetzen und Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, so Norbert Arndt von der Geschichtswerkstatt. Das Buch enthält unter anderem Biografien von Widerstandskämpfern, berichtet über Schicksale von Opfergruppen und befasst sich auch mit den Tätern. Unterteilt in 80 Stationen bietet es seinen Lesern die Möglichkeit, die Orte der Ereignisse zu besuchen. An der Bahnhofstraße 7c war ab 1940 etwa die Kreisleitung der NSDAP ansässig und im Haus Nummer 25 in der Gelsenkirchener Straße befand sich Anfang der 30er Jahre ein Prügelkeller der Gestapo.

„Das Ziel ist es, dass die Leute das Buch in die Tasche stecken und damit durch die Stadt gehen“, sagt Ralf Piorr. Der Herner Historiker ist Herausgeber des Stadtführers und hat wie die Mitglieder der DGB-Geschichtswerkstatt ehrenamtlich an der Publikation mitgearbeitet. Weitere Hilfe erhielt die Gruppe von den Schülern des Schulprojekts „Kohlengräberland“ der Erich-Fried-Gesamtschule (EFG). Sie halfen unter anderem bei der Recherche zum SPD-Mitglied Karl Hölkeskamp und zum Kommunisten und Widerstandskämpfer Viktor Reuter.

Über ein Jahr lang sammelte die DGB-Geschichtswerkstatt mit ihren Unterstützern Fakten und Bildmaterial. Neben den Informationen, die die Autoren aus Archiven und Akten gewonnen haben, seien auch mündliche Überlieferungen in das Werk miteingeflossen. Mit der Veröffentlichung des Taschenbuchs, das für 13,90 Euro im Buchhandel zum Kauf bereit steht, empfinden die Beteiligten ihre Arbeit aber noch nicht als beendet, sagt Ulrich Kind, Mitglied der Geschichtswerkstatt und Lehrer am EFG. „Wenn das Buch einen Anreiz gibt, eigene Erfahrungen zu schildern, kann man sich bei der Verdi-Geschäftsstelle melden (Brunnenstraße 42).“