Herne. . Dieser Abend war kein Vergnügen – ganz bewusst nicht. In den Herner Flottmannhallen fand am Dienstag die Abschlussveranstaltung des Projekts „Mein Licht gegen das Vergessen“ statt. Ein Jahr lang hatten sich Schüler mit den Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 in Herne auseinander gesetzt.

Einen „nachdrücklichen Abend“ wünscht Ulrich Kind, Lehrer der Erich-Fried-Gesamtschule (EFG), den geladenen Gästen in den Flottmann-Hallen. „Vergnüglich wird er sicher nicht“, kündigt er an. Er soll Recht behalten. Vergnüglich sollte die Abschlussveranstaltung des Projekts „Mein Licht gegen das Vergessen“ auch nicht werden.

Zusammen mit dem Zeitgeist-Ensemble Ruhr, Liedermacher Frank Baier, Schauspieler Ralf Lambrecht, Norbert Arndt von der DGB-Geschichtswerkstatt sowie ihren Lehrern Ulrich Kind und Isa Tappenhölter stellten EFG-Schüler des Kohlengräberland-Projekts am Dienstagabend die Ergebnisse eines arbeitsreichen Jahres gegen das Vergessen vor. Intensiv setzten sich die Schüler mit den Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 auseinander – mit besonderem Augenmerk auf die „braunen“ Jahre in ihrer Stadt.

Foto-Präsentationen via Leinwand zeugen beim Abschlussabend von der Recherche im Stadtarchiv, von der Arbeit mit dem Herner Historiker Ralf Piorr, von der Mitgestaltung zahlreicher Gedenkveranstaltungen sowie von der Teilnahme an Studienfahrten und Ehrungen.

Hakenkreuz-Fahnen wehten am Rathaus

Mit Videos ihrer Theaterproduktionen und Texten, die sie am Mikrofon vortragen, regen die Schüler zum Nachdenken an. Insbesondere die Präsentation der Zeitsprünge-Collagen, in denen Szenerien aus alten Herner Schwarz-Weiß-Fotografien in aktuelle Bilder montiert wurden, machen die Vergangenheit greifbar: Das Herner Rathaus der Gegenwart, an dessen Fassade der Vergangenheit Hakenkreuz-Fahnen hängen. Die Synagoge, die plötzlich hinter dem Krankenkassengebäude an der Schäferstraße in den Himmel ragt. Oder ein Banner an der Bahnhofsbrücke, hineingesetzt in die heutige Bahnhofstraße. „Kauft nicht in jüdischen Geschäften“, steht darauf.

Es herrscht eine ruhige, konzentrierte Stimmung in den Flottmann-Hallen. Angekündigt war ein 90-minütiges Programm, am Ende dauerte der Kulturabend fast drei Stunden. Nur wenige verlassen die Halle vorzeitig. Die anderen bleiben, berührt, betroffen – und doch begeistert von dem, was die Schüler mit ihren Unterstützern auf die Beine gestellt haben.