Herne/Gelsenkirchen. . Tierheime in Herne und Gelsenkirchen platzen aus allen Nähten: Der Ansturm von Katzen macht den Vereinen schwer zu schaffen. Die Verantwortlichen warnen deshalb vor Tierheimbesuchen mit „weihnachtlich weichem Herzen“. Nur weil sich das Kind ein Haustier wünsche, sollte man nicht sofort vermitteln.

Dringend suchen sie ein neues Zuhause, Hund, Katze & Co, untergebracht im Tierheim Gelsenkirchen, das auch für die Stadt Herne zuständig ist. 170 Katzen, 60 Hunde und 90 Kleintiere werden derzeit vor Ort von 15 Mitarbeitern gepflegt.

„Das ist eine hohe Hausnummer“, betont Heike Bihsa vom „Tierschutzverein für Gelsenkirchen und Umgebung“. Damit ist die Anlaufstelle völlig überfüllt. Siehe Katzen. Derzeit beherbergt die Einrichtung gut doppelt so viele wie üblich.

Stadt stellt Aufwandsentschädigung

Die Kosten schnellen derzeit in die Höhe: für medizinische Versorgung, Kastration und Futter. Finanzieren kann der Tierschutzverein mit seinen 1300 Mitgliedern die derzeitige Notsituation dank der Aufwandsentschädigung der Stadt. „Diese beträgt für Fund- und herrenlose Tiere 96.300 Euro jährlich“, sagt Christian Matzko, Pressesprecher der Stadt.

Zusätzlich finanziert sich das Heim durch Beitragsgelder und durch Spendeneinnahmen. Für beschlagnahmte Tiere zahlt die Stadt darüber hinaus einen Tagessatz von 7,50 Euro pro Hund, sieben Euro pro Katze und drei Euro für jedes Kleintier, berichtet der Stadtsprecher weiter. 2013 gab Herne 66 herrenlose Hunde, 122 Katzen und 60 Kleintiere ins Gelsenkirchener Tierheim. Elf Hunde, vier Katzen und zwei Kleintiere seien beschlagnahmt worden.

Vierbeiner stehen nicht im Regen

Auch das Tierheim in Wanne an der Hofstraße hat derzeit alle Hände voll zu tun. „Wir nehmen viele Katzen an, schlichtweg, weil das Tierheim in Gelsenkirchen aus allen Nähten platzt“, so Vorstandsmitglied Wolfgang Scheibel. Insgesamt 70 Stubentiger tummeln sich derzeit im Herner Tierheim, das von drei Vollzeitkräften und drei Teilzeitkräften geführt wird. Geld von der Stadt gibt es aber nicht. „Es bestand einst ein Vertrag zwischen der Stadt Herne und dem Tierheim, doch den kündigte das Tierheim bereits 1994 auf“, so Christian Matzko. Warum, sei unklar geblieben.

Zwei Tierheime als Anlaufstellen

Da die Stadt Herne kein eigenes Tierheim betreibt, ist der Tierschutzverein Herne die einzige Anlaufstelle in Herne und Wanne-Eickel für in Not geratene Tiere von Privatpersonen; er wird rein privat geführt. Das Tierheim Wanne (Hofstraße 51) veranstaltet am Samstag, 23. November, 13 bis 17 Uhr, einen Adventsbasar. Der Erlös geht ans Tierheim. Weitere Infos: WAN 62413, www.tierheim-herne-wanne.de.

Der Tierschutzverein für Gelsenkirchen und Umgebung ist an der Willy-Brandt-Allee 449 in Gelsenkirchen ( 0209/77 74 11). In das dortige Tierheim kommen Fundtiere auch aus Herne.

Dennoch lassen die Tierheime die Vierbeiner nicht im Regen stehen. „Was sollen wir tun? Den Tieren soll es ja nicht dreckig gehen“, sagt Scheibel. Woher der rasante Anstieg herrenloser Katzen kommt, erklärt Heike Bihsa so: Viele Halter lassen ihre Katzen nicht kastrieren.“ Hinzu komme, dass viele Familien auf Bauernhöfen Nachwuchs für 20 Euro erstünden, statt sie im Tierheim für rund 100 Euro zu kaufen.

„Dann sind die Katzen aber auch gechippt, geimpft und kastriert“, betont sie. Vor allem jetzt warnt sie vor Tierheimbesuchen mit „weihnachtlich weichem Herzen“. Nur weil sich das Kind ein Haustier wünsche, sollte man nicht sofort vermitteln. „Schließlich ist ein Tier kein Spielzeug.“ Dabei geht das Tierheim sogar noch einen Schritt weiter: „Derzeit vermitteln wir gar nicht.“ Vielmehr gebe es für die eventuell zukünftigen Tierbesitzer Probeverträge für vier bis fünf Wochen.