Herne. . Der „Circus Monti“ parkt noch immer im ehemaligen Autohaus Heilmann. Der Besitzer des Grundstücks droht mit Zwangsräumung, wenn die Familie nicht freiwillig geht. Die Herner Tafel liefert plötzlich nicht nur Futter für die Tiere, wie es ursprünglich hieß.

Viele Autofahrer, die auf der Dorstener Straße am ehemaligen Autohaus Heilmann vorbeifahren, schauen ungläubig aus dem Fenster. Da steht kein Pferd auf dem Flur, aber ausgewachsene Kamele im Showroom. Noch immer parkt der „Circus Monti“ auf dem Gelände des früheren Ford-Händlers – illegal. Und die große Zirkusfamilie hat auch nicht vor, es bald wieder zu verlassen.

„Wir bleiben hier über den Winter. Im Frühjahr geht die neue Tournee los“, sagt Betreiber Gerhard Kaselowsky. Wo genau, das müsse noch geplant werden. Wer sich den Fuhrpark anschaut, bekommt allerdings Zweifel, ob es die Zirkuswagen überhaupt um die nächste Kurve schaffen.

Müssen sie vorläufig aber auch nicht, die Großfamilie mit zwölf Kindern und mehreren Enkeln hat sich auf dem Platz eingerichtet. Die älteren Kinder werden in einem Bus der Zirkusschule der evangelischen Kirche im Rheinland unterrichtet, die 50 Tiere bekommen Obst und Gemüse von der Herner Tafel. „Aber nur das, was wir sonst wegschmeißen müssten“, versichert Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe. „Da sind keine Dinge dabei, die wir noch verkaufen könnten.“ Die Familie bekomme keine Lebensmittel, sie müsste erst ihre Bedürftigkeit nachweisen.

Tafel liefert nicht nur für Tiere

Bei einem Besuch auf dem Heilmann-Gelände war am Mittwoch jedoch das Gegenteil zu beobachten: Drei Mitarbeiter der Tafel fuhren mit einem Transporter auf den Hof. Im Laderaum: Ein Dutzend große grüne Transportkisten, voll gepackt mit Lebensmitteln. Wurst, Milch, Kräuterbutter, Aufbackbrötchen, Garnelen. Was nicht gefiel oder abgelaufen war, blieb im Wagen, den Rest trug die Familie weg.

Damit konfrontiert, reagierte Berswordt-Wallrabe zunächst „fassungslos“. „Das war eine Riesendummheit und entgegen aller Regeln“, sagte der Sprecher der Tafel später. Die Fahrer hätten lediglich die Anweisung gehabt, wie üblich Obst und Gemüse für die Tiere zu liefern. Damit sich solche Fehler nicht wiederholen, werde man die Belieferung „erstmal komplett einstellen“.

Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung

An der Belagerung des Geländes dürfte das vorerst nichts ändern. Der Besitzer, die 3R-Immobiliengesellschaft aus Gelsenkirchen, hat zwar Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung gestellt, wie Geschäftsführer Klaus Röttger mitteilt. Bis das Gelände per Gerichtsbeschluss geräumt werden kann, könnte es aber Monate dauern. „Ich werde auch noch mal das Gespräch suchen, damit sie baldmöglichst verschwinden“, sagt Röttger, „aber ich habe wenig Hoffnung.“

Die Stadt hat indes keine Handhabe. „Sie befinden sich nicht auf einem öffentlichen Grundstück“, sagt Sprecher Christian Matzko. „Aber wir haben ein Auge darauf, wie es weitergeht.“ Jugend- und Veterinäramt hatten bislang keine Beanstandungen. Verlässt die Familie nicht freiwillig das Gelände, können die Autofahrer auf der Herner Straße wohl noch länger Kamele beobachten.

Stadt Herne müsste Sozialleistungen gewähren

Gemeldet ist die Familie in Geldern am Niederrhein. Sozialleistungen bezieht sie da aber nicht. Die müssen dort geleistet werden, wo sie anfallen, derzeit also in Herne. Negativ aufgefallen ist der Zirkus schon vielerorts, zuletzt in Bottrop und Gladbeck. Die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Internetseite listet eine ganze Reihe an Verfehlungen auf.