Herne. . Auf dem brachliegenden Gelände des ehemaligen Autohauses Ford Heilmann in Herne campiert der „Circus Monti“. Mit im Gepäck: eine Großfamilie und 50 Tiere. Der Tross lebt zwischen Müll und Fäkalien, die Behörden sind eingeschaltet. Erste Strafanzeigen wurden bereits im September gestellt.

Gemächlich schreitet das Kamel aus dem Autohaus, „Auto und Zubehör“ ist in gelben Lettern nur schwerlich zu entziffern auf dem Gebäude des verwahrlosten Geländes, ehemals „Ford Heilmann“. Autos hat der Bau seit Jahren nicht mehr gesehen, die Fenster sind eingeschlagen, überall liegt Kot. Es ist jetzt das Zuhause von 50 Tieren: Kamele, Zwergponys, Lamas und Pferde stehen in provisorisch aufgestellten Boxen: Es sind die Tiere des „Circus Monti“, der sich seit einigen Wochen hier niedergelassen hat. 35 Wagen stehen zwischen dem Müll, „der lag schon, bevor wir gekommen sind“, so Zirkusbetreiber Gerhard Kaselowski.

„Sicherlich weiß ich, dass die Bedingungen nicht optimal sind, doch was sollen wir machen? Wir müssen irgendwo hin, können uns ja schlecht in Luft auflösen.“ Mit „Wir“ meint er seine Familie: die Frau, seine zwölf Kinder, die Enkel und die Großmutter. Ebenso die Tiere, die auf dem gefliesten Boden des Autohauses Salat futtern. Das Veterinäramt war da, stellte Auflagen. „Zu Detailinformationen werden wir uns aber nicht äußern“, so Svenja Küchmeister vom Veterinäramt. Dennoch bleibt nach einer Führung des Zirkusbetreibers für die WAZ auf dem Gelände offensichtlich: Die Familie lebt zwischen Müll und Fäkalien, Strom gibt es schon seit zwei Wochen nicht mehr. Eine Perspektive haben sie auf der Suche nach einer Bleibe offenbar kaum.

Widerrechtlich eingedrungen

Lichtblick inmitten der Tristesse: ein Bus der Zirkusschule der evangelischen Kirche Rheinland. Zwei Mitglieder der Familie werden vor Ort unterrichtet. „Ich betreue die Mädchen“, so Winfried Hoffmann, Lehrer der moblilen Schule. Wie die rechtliche Lage nun aussieht, ob die Familie auf dem Ford Heilmann-Gelände wohnen darf, dazu sagt er nichts.

„Widerrechtlich sind sie in das Gebäude eingedrungen“, weiß Klaus Röttger, Geschäftsführer der 3R-Immobiliengesellschaft in Gelsenkirchen und zuständig für das Objekt an der Dorstener Straße. Während Gerhard Kaselowski vom „Circus Monti“ behauptet, er habe mit dem Besitzer gesprochen, der habe ihm erlaubt, auf dem Gelände unterzukommen. Von den Tieren habe er ihm allerdings nichts gesagt. „Da habe ich ein wenig geflunkert,“ gesteht er.

Strafanzeige schon im September

„Ein wenig“ ist wohl doch untertrieben. Immobilien-Mann Röttger erzählt, der Besitzer sei lediglich gefragt worden, ob man ein Fahrzeug für ein paar Tage dort parken dürfe. Von nunmehr 35 Wagen war keine Rede. Strafanzeige stellte das Unternehmen bereits im September. Auch das Ordnungs- sowie das Jugendamt wurden informiert; sie prüften die Angelegenheit, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken.

Vor der Besetzung in Herne lebten die Familienmitglieder des „Circus Monti“, zu dem auch „Zirkus Sergiano“ und „ Zirkus Zaballo“ gehören, mehr als zwei Monate in einem Gewerbegebiet in Gladbeck. Dort bekamen sie Sozialleistungen ausgezahlt, mit der Maßgabe, anschließend das Gelände zu räumen.

In Kirchhellen stoppte bereits im Juni dieses Jahres das Ordnungsamt die Vorführungen des „Circus Monti“, wegen Mängeln am Baubuch für das Zirkuszelt.