Gladbeck. Zwei große bunte Clowns lachen vom Wagen mit dem Schriftzug „Circus Monti“ herab. Zirkuschefin Cornelia Kaselowsky ist aber wenig nach Lachen zumute: „Wir wissen momentan nicht mehr weiter, uns fehlt selbst das Geld für Dieselkraftstoff, um von hier wegzukommen.“ Mit den letzten Tropfen Sprit ist der zwölfköpfige Familienzirkus samt seiner 30 Tiere – Kamele, Ponys, Esel, Pferde und Hunde – knapp hinter der Stadtgrenze in Gladbeck gestrandet. Eine Wagenburg auf Wendehammer und Freiflächen im Gewerbegebiet an der A 31, der jetzt die Zwangsräumung droht, denn die Stadt will den illegalen Zustand nicht länger dulden.

Stadt hat Räumung beantragt

Natürlich sehe man eine soziale Pflicht den Menschen gegenüber – und man lasse niemanden verhungern oder verdursten, sagt Tim Deffte vom Presseamt der Stadt. Nur stelle das nicht genehmigte Zirkuscamp ein Problem dar, das es nun mit Fingerspitzengefühl zu lösen gelte. Etwa indem man auch prüfe, ob Sozialleistungen gewährt werden können. Zugleich bestätigt Deffte aber auch, dass die Stadt eine gerichtliche Verfügung zur Räumung des Areals beantragt habe.

Ob es eine Masche sein könnte, dass der Zirkus die Kommune vor vollendete Tatsachen stellt, um auch finanzielle Hilfe zu erhalten? Auf solche Spekulationen will Deffte nicht eingehen, das Vorgehen in Gladbeck sei aber wohl kein Einzelfall. Die Recherche ergibt, dass der Zirkus Monti offenbar schon öfter in Geldschwierigkeiten steckte. Zum illegalen Notcamp sah sich der Zirkus bereits im Mai 2011 in Iserlohn und Monate später im Winter im hessischen Bad Vilbel gezwungen, ebenso in Maintal im April 2012. Vor der Havarie in Gladbeck stoppte das Ordnungsamt im benachbarten Bottrop das Monti-Gastspiel, weil ein Eintrag im Baubuch für das Zirkuszelt fehlte.

„Der Branche in Deutschland geht es im Prinzip nicht schlecht“, sagt Geschäftsführer Helmut Gross­curth von der European Circus Association (ECA) mit Bürositz in Dormagen, der 130 Zirkusse angehören. Das beträfe zumeist aber die größeren Unternehmen. Anders sehe es bei vielen Klein-Zirkussen aus. Schätzungsweise 200 bis 300 gebe es davon in Deutschland. „Sie reisen als reine Familienunternehmen mit relativ ähnlichem Programm durch die Lande, machen sich gegenseitig Konkurrenz und haben das Problem, dass sich kaum Publikum findet, das bereit ist, mehr als ein oder zwei Zirkusvorstellungen pro Jahr zu besuchen.“