Herne. . Ein 53-Jähriger Beamter der Kulturamtes Herne soll Bekannte und Arbeitskollegen mit einem Schneeballsystem um insgesamt 320.000 Euro gebracht haben. Des Weiteren unterschlug er Bargeld des Herner Kulturamtes in Höhe von 19.000 Euro. Der nun angeklagte Mann ist seit 2011 suspendiert, bezieht aber weiterhin die Hälfte seines Gehaltes.

Die Ermittlungen dauerten über zwei Jahre, jetzt hat die Staatsanwaltschaft in Bochum gegen einen Beamten aus dem Fachbereich Kultur der Stadt Herne Anklage erhoben. Der heute 53-jährige frühere Verwaltungsleiter einer städtischen Kultureinrichtung soll an seinem Arbeitsplatz zwischen Februar 2010 und dem März darauf 12.900 Euro unterschlagen haben. Das erklärt Volker Talarowski, Sprecher am Bochumer Landgericht. Es handele sich um Geld, dass der Mann unter anderem an der Kasse bar eingenommen oder als Vorschuss für Künstler-Catering erhalten hatte. Acht Fälle sind bekannt. Wann verhandelt wird, steht noch nicht fest.

Noch schwerer wiegt ein anderer Vorwurf. Der Herner soll 320.000 Euro mit einem Schneeballsystem „verdient“ haben, das ihm letztlich zum Verhängnis wurde. Diese Methode, mit der der dem Vernehmen nach beliebte Mann Kollegen und Freunde täuschte, funktionierte nach Auskunft des Landgerichtssprechers so: Der Herner, der Kontakte zur Versicherungsbranche hatte, habe Bekannten hohe Zinsgewinne versprochen. Tatsächlich habe er aber deren Geld nicht wie angekündigt angelegt, sondern für eigene Zwecke verbraucht. Hin und wieder habe er „Zinsen“ ausgezahlt, die er allerdings aus neuen Einlagen finanziert habe.

Bei 50% der Bezüge suspendiert

Der Herner arbeitete bei dem Schneeballsystem nicht allein. Mit ihm angeklagt ist ein Bekannter aus Gevelsberg, 52 Jahre alt. Beide Männer sollen einen Gesamtschaden von 780.000 Euro angerichtet haben. Vor Gericht muss außerdem die 30-jährige Tochter des Herners erscheinen. Sie soll ihrem Vater ein Konto zur Verfügung gestellt haben.

Mit Spannung dürften vor allem die Geschädigten den Prozess erwarten, von denen es eine ganze Reihe gibt. Sie hatten dem Angeklagten hohe Summen im vier- und fünfstelligen Bereich überlassen. Angefangen mit den Betrügereien habe der städtische Mitarbeiter schon vor 2010, sagt Gerichtssprecher Talarowski. Die früheren Taten werden aber im Verfahren nicht mehr berücksichtigt.

Die Blase platzte im Frühjahr 2011. Seitdem sei der Mitarbeiter vom Dienst suspendiert, sagt Stadtsprecher Christian Matzko auf Anfrage, „bei 50 % seiner Bezüge“. Dienstrechtliche Schritte würden erst eingeleitet, wenn das Strafverfahren abgeschlossen sei. Das sehe das Beamtenrecht so vor.

Disziplinarverfahren folgt

Die Konsequenzen sind abhängig von der Höhe der Strafe. So stehen z.B. bei einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren Haft bei vorsätzlicher Tat die kompletten Versorgungsbezüge auf dem Spiel. Ob sich der Beamte selbst angezeigt hat, will Stadtsprecher Matzko nicht beantworten. Das sei noch Gegenstand des Verfahrens.