Herne. . Eine sehenswerte Ausstellung, bei der es nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu lesen gibt, zeigt das St. Anna Hospital unter dem Titel „Das bin ich“. Dabei geben junge Migranten, die in Dortmund leben, sehr persönliche Einblicke in ihren Alltag.
„Das bin ich“: So heißt der Titel, unter dem das St. Anna Hospital eine Ausstellung zeigt, die das Lebensgefühl von ausländischen Jugendlichen dokumentiert. Die Foto-Designerin Ulrike Halene und die Journalistin Barbara Nobis haben ab 2004 Jugendliche aus Dortmund interviewt und fotografiert. Eine Auswahl dieser Ergebnisse ist nun in dem Hospital im Wanne-Norden zu sehen, in dessen Umfeld viele junge Leute mit Migrationshintergrund leben.
Überzeugungsarbeit
In Blöcken auf vier Rahmen verteilt sind die Porträts der Jugendlichen, Texte und zwei weitere Fotos, die sich auf ihre Vergangenheit und Zukunft beziehen, zu sehen. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Jugendamt und mit Jugendtreffs. Vielfach mussten Ulrike Halene und Barbara Nobis zunächst einmal Überzeugungsarbeit leisten, bis Jugendliche sich dazu bereiterklärten, so direkt über ihr Leben zu sprechen und es der Öffentlichkeit preiszugeben.
Sie erzählen aus ihrem ganz normalen Alltag. Da kommen Erinnerungen an ihre Heimatländer Türkei, Marokko, Libyen oder Kasachstan auf. Aber auch ihre ersten Erfahrungen als junger Ausländer in Deutschland, die Fremdheit des neuen Landes, aber auch die Abneigung und der Spott von anderen Jugendlichen. Schlechte Erfahrungen haben viele von ihnen gemacht.
Doch diese ersten negativen Erlebnisse scheinen die meisten ganz gut überwunden zu haben. Sie haben sich in Deutschland eingelebt und die Heimat der Elterngeneration wird zum netten Urlaubsland.
Persönliche Erfahrungen
Es sind sehr intime Einblicke, sehr persönliche Erfahrungen, über die wir da lesen können. Da eröffnet sich ein kleiner Blick in eine andere Kultur, wenn eine Jugendliche sich über die laschen Lehrer mokiert, und sich fast nach dem strengen autoritären Schulpersonal ihres Herkunftslandes sehnt.
Es gibt viel zu lesen in dieser ungewöhnlichen Ausstellung. Aber es lohnt sich, jeden Satz genau zu studieren. Denn die Aussagen der Jugendlichen erzählen von ihrem Alltag, von ihren Erfahrungen in ihrer Stadt, mit Freunden, Lehrern oder Nachbarn.
Zukunftswünsche
Überraschend sind deren Zukunftswünsche, die sich kaum mehr von anderen Jugendlichen unterscheiden. Träume von einer Karriere als Fußballer, Boxer oder Hip-Hop Sängerin, aber auch von einer glücklichen Zweisamkeit, einer ganz traditionellen Hochzeit, von Kindern und einem ganz normalen Beruf. Da scheinen die Jugendlichen längst bei uns angekommen zu sein.
„Es sind Momentaufnahmen aus dem Leben der Jugendlichen“, sagte Dr. Sabine Edlinger von der Geschäftsleitung der St. Vincenz Gruppe, zu der das St. Anna Hospital gehört, bei ihrer Begrüßung. „Aber da kommen auch ganz eigene Erinnerungen auf.“ Die kann der Betrachter sicherlich in vielen Aussagen der Jugendlichen finden. Und damit werden sie auch immer mehr ein Teil von uns allen.
Es ist eine spannende Ausstellung, für die es lohnt, sich Zeit zu nehmen.