Herne. . Herne trat jetzt offiziell der „Interkulturellen Stadtregion Ruhr“ bei. Verwaltungen werben um mehr Migranten

Erst das Datum, dann die Unterschrift, gleich neben die des Oberbürgermeisters aus Gelsenkirchen: Hernes OB Horst Schiereck durfte gestern - fotografenfreundlich auf einer Stellwand und von Dezernenten umringt - einen Kontrakt unterzeichnen, mit dem die Stadt Herne ihren Willen bekundet, gemeinsam mit sieben weiteren Ruhrgebietsstädten die Integration von Migranten voranzutreiben.

Die Herausforderungen sind überall dieselben. Die Fachkräfte werden knapp, gleichzeitig finden sich die jungen Migrantinnen und Migranten nicht ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend in qualifizierten Berufen wieder. Die Stadtverwaltung Herne etwa hat sich seit Jahren die „interkulturelle Öffnung“ auf die Fahnen geschrieben, sieht aber zu wenige Bewerber, was auch die Polizei berichte, so Oberbürgermeister Schiereck. Das Thema ist ein zentrales auch für die anderen Städte. Und so haben die inzwischen acht Kooperationspartner dieses Ziel explizit in dem Kontrakt „Interkulturelle Städteregion Ruhr“ formuliert: „Wir möchten, dass der Anteil der Beschäftigten mit Zuwanderungsgeschichte langfristig ihrem Anteil an der Stadtbevölkerung entspricht.“ Und: Die „interkulturelle Kompetenz“, also die Fähigkeit mit Menschen anderer Kulturen angemessen umzugehen und ihre Sprache zu sprechen, soll bei Personalauswahl und Personalentwicklung künftig eine größere Rolle spielen. Beiden Zielen will man durch die interkommunale Zusammenarbeit näher kommen.

Dass dies beim Zwang zum Personalabbau kein leichtes Unterfangen sei, merkte der Gelsenkirchener Dezernent Manfred Beck an. Was bei den Erzieherinnen fast gelungen sei, nämlich eine fast 50%ige Migrantenquote, sei in wenigen anderen Feldern denkbar. Die klassischen Verwaltungsberufe seien offenbar bei Jugendlichen aus zugewanderten Familien unbeliebt. Hier müsse an Schulen und mit Praktika noch verstärkt geworben werden. Auf die Akquise von Auszubildenden lenkte auch Essens Integrationsdezernent Andreas Bomheuer den Fokus. Was große Unternehmen schon lange betrieben, nämlich Talentförderung und Talentmanagement, dürften die öffentlichen Verwaltungen nicht versäumen, wollten sie überlebensfähig bleiben.

Wenn Fachkräfte fehlen, und auch das wurde gestern mehrfach betont, liege das an fehlenden Qualifikationen einerseits, aber auch daran, dass Migranten nach dem Studium Deutschland verließen. „Potenziale halten“ lautet daher ein weiteres drängendes Anliegen der Städte.

„Sich gemeinsam der Landesregierung gegenüber artikulieren zu können“: Auch mit dieser Hoffnung verbindet Schiereck die Unterzeichnung des Vertrages. Die Vertreter der schon kooperierenden Städte betonten die konstruktive Zusammenarbeit.