Die 2009 gegründete RAG Mining Solutions GmbH denkt längst über das Ende des deutschen Steinkohlebergbaus 2018 hinaus. Das Unternehmen vermarktet gebrauchte Zechenausrüstungen und bietet international Dienstleistungen an.
Das mag im ersten Moment paradox klingen: Im Jahr 2018 endet - politisch gewollt - der deutsche Steinkohlenbergbau. Dennoch gründete die RAG Aktiengesellschaft noch 2009 ein neues Unternehmen: die RAG Mining Solutions GmbH mit Sitz am Shamrockring. Doch bei näherer Betrachtung ergibt das Sinn, bei der jüngsten Konzerntochter denkt man längst über das Jahr 2018 hinaus.
„Ich bin überzeugt, dass wir heute schon ein Geschäftsmodell haben, das auch funktioniert, wenn der produzierende Betrieb in Deutschland eingestellt ist“, sagt Dirk Ostermann, neben Martin Junker Geschäftsführer bei Mining Solutions. Dieses Geschäftsmodell hat zwei tragende Säulen:
Vermarktung von Ausrüstung
So wird von Herne aus gebrauchte Bergbau-Ausrüstung vermarktet - von kompletten Aufbereitungsanlagen, die die geförderte Kohle vom restlichen Gestein trennen - und zuletzt beispielsweise nach China verkauft wurden -, bis zu Kleinteilen wie Schrauben und Werkzeug. Der Hintergrund ist offensichtlich: Nach und nach werden die deutschen Bergwerke stillgelegt, doch die Geräte haben noch längst nicht das Ende ihrer Lebenszeit erreicht. „Außerdem“, so Ostermann, „haben wir in Deutschland einen Hightech-Bergbau. Die Maschinen, die in den großen Tiefen unserer Förderstrecken zum Einsatz kommen, funktionieren auch in allen anderen Abbaugebieten der Welt“. Von einer RAG-Resterampe kann also keine Rede sein. „Wir handeln beim Verkauf von Ausrüstung immer als Makler im Namen der RAG“, erläutert Ostermann, „der Erlös geht nach Abzug einer Vermarktungsgebühr komplett an die RAG und verringert so die staatlichen Subventionen“. Die große RAG musste sich in der Vergangenheit im Bergbau nie um das Thema Vermarktung kümmern, die Tochter Mining Solutions hebt es auf eine professionelle Ebene - und nutzt das Internet als Verkaufsplattform. So bot Mining Solutions das Inventar der Zentralwerkstatt im Saarland in einer Online-Auktion an. Von der Kohle zu Ebay...
„Wir wollen mit der Vermarktung der gebrauchten Maschinen nicht den Bergbauzulieferern Konkurrenz machen“, betont Ostermann. Man öffne ihnen vielmehr eine Tür: Die Instandhaltung könnten die Originalhersteller übernehmen.
Dienstleistungsangebot
Die zweite Säule sind Dienstleistungen, „die sichern die Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells“, ist Ostermann überzeugt. Hintergrund: Steinkohlebergbau ist ein weltweit boomender Markt, Wachstumsregion sind neben China, Russland, Ukraine, Polen und die Türkei. Allein der Blick auf China genügt, um eine Ahnung davon zu bekommen, welches Potenzial sich RAG Mining Solutions bietet. Im Reich der Mitte existieren schätzungsweise 20 000 Bergwerke (unterschiedlicher Größe und Qualität), die geförderte Menge pro Jahr liegt bei rund 3,6 Milliarden Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es noch zwölf Millionen Tonnen. Werde dort in einem der Boomländer eine neue Zeche geplant, könne RAG Mining Solutions Konzepte für die komplizierte Wetterführung, also die Frischluftzufuhr, entwickeln. Ostermann: „Wir kennen schon all die Probleme der großen Abbautiefen, die auf andere Betreiber erst noch zukommen.“ In anderen Bereichen, etwa bei der Arbeitssicherheit oder beim Datenmanagement mit SAP, habe die RAG weltweit teilweise ein Alleinstellungsmerkmal. „Wir sind eben nicht der klassischen Unternehmensberater, mit unserer Erfahrung arbeiten wir als Bergbaubetreiber für Bergbaubetreiber“, sagt Ostermann.
Das Anbieten von Dienstleistungen sei im RAG-Konzern ein völlig neues Geschäftsfeld, deshalb nennt Ostermann Mining Solutions ein Startup. Viele Dinge mache man zum ersten Mal, die große Mutter RAG könne auf Grund der fehlenden Erfahrung bei der internationalen Vermarktung von Know-how keinen Anschub geben. „Doch der Markenname RAG ist ein Anschub, wie man ihn sich nicht besser wünschen könne“, sagt Ostermann.