Herten. . Acht Bergbau-Interessierte durften den Chemielaboranten, Ingenieuren und Drehern über die Schulter gucken.

Gespannt drängen sich acht neugierigen Köpfe um die Zug-Maschine. Dort wird gerade getestet, wie stark eine Ankerstange – eine etwa zehn Millimeter dicke Stahlstange – belastet werden kann. „Man sieht ja gar nichts“, sagt eine Teilnehmerin enttäuscht. Plötzlich ertönt ein lauter Knall, die Besucher zucken zusammen, die Ankerstange ist gerissen – bei 20 Tonnen Zugkraft. Ein kleiner Schreck für die acht Leser, die gestern im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ das RAG Prüfwesen und die RAG Ruhranalytik besuchten.

Insgesamt 30 Mitarbeiter umfasst der Bereich Prüfwesen. Er gehört zur RAG Mining Solutions, einer Tochterfirma der RAG Aktiengesellschaft, erzählt Abteilungsleiter Christoph Kleine-Hegermann. Hier arbeiten Dreher, Werkstoffprüfer, Metallogen sowie verschiedene Ingenieure und überprüfen die Qualität verschiedener Produkte wie Stahlketten und Ankerstangen, untersuchen Werkstoffe und betreiben Schadensanalyse. Dabei stellen sie fest, ob das Material oder der Nutzer schuld sind, wenn etwa ein Kettenrad zu Bruch gegangen ist. Diese Kontrollen und Untersuchungen führen 13 Außendienstler seit fünf Jahren auch im Ausland durch.

In den Lagerhallen und Arbeitsräumen, durch die Kleine-Hegermann führt, werden neben Härte-, auch Schwingprüfungen und Spektralanalysen durchgeführt. Die Leser sind so interessiert, dass sie sich immer mal wieder mit den Mitarbeitern in die Themen vertiefen. „Jetzt ist aber gut, Uli“, unterbricht Kleine-Hegermann schließlich seinen Kollegen, um ihn und die Gruppe zum nächsten Programmpunkt führen zu können.

Computer erleichtern die Arbeit

Dort präsentiert Nowak mit einem Pendelhammer den Kerbschlagbiegeversuch, mit dem er bestimmen kann, ob ein Werkstoff spröde oder verformbar ist. „Früher mussten wir das Ergebnis der Untersuchung noch selber errechnen“, sagt Kleine-Hegermann, „heute nicht mehr“. Der Computer errechne mittlerweile die Daten. Die veralteten Geräte hat er aber trotzdem alle behalten – für seine Studenten.

Dass auch im Fachbereich seines Kollegen Klemens Erpenstein, Laborleiter der Ruhranalytik, die Computer einen großen Teil der Arbeit übernehmen, haben die WAZ-Leser schon am Morgen ein Gebäude weiter beobachten können. Ihre erste Station führte sie nämlich, in weiße Kittel gekleidet, durch die Prüflabors der Ruhranalytik. Schritt für Schritt verfolgten sie dort die Untersuchung einer Kohleprobe für die spätere Abrechnung. Vom grobkörnigen Ausgangsmaterial bis hin zu den Tests mit dem staubfeinen Kohlepulver waren sie dabei. Wie viel Geld ein Lieferant für seine Kohle bekommt, hängt letztendlich davon ab, wie viel Wasser, Asche, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel sie enthält und wie hoch der Heizwert liegt. Dafür bestimmen die Chemielaboranten auch den Energiegehalt des schwarzen Goldes.

Vier Bergkraftwerke in Deutschland

„Wo wird denn heute überhaupt noch Kohle gefördert?“, möchte einer der Teilnehmer wissen. Vier Bergwerke gebe es noch in Deutschland, sagt Erpenstein. Bis 2018 laufen noch die Bottroper Zeche Prosper-Haniel sowie das Bergwerk in Ibbenbüren. Ende 2015 schließe das Bergwerk Auguste Victoria in Marl und Ende dieses Jahres die Zeche West in Kamp-Lintfort. Das macht die Besucher nachdenklich: „Wenn so viele Kohlekraftwerke dichtmachen“, sagt eine Teilnehmerin, „betrifft das dann nicht auch ihr Labor?“ Erpenstein nickt: „Wir werden sukzessiv kleiner werden. Jetzt sind wir noch 40 Mitarbeiter, 2018 sind es dann vielleicht noch fünf.“