Wanne-Eickel. .

Die Polizei fährt mit Lautsprecherwagen durch die Straßen. Suchhunde schnüffeln sich an Hauswänden entlang. Über dem Stadtteil kreist ein Hubschrauber mit Suchscheinwerfer. Hundertschaften der Polizei sind ausgerückt, um Mehmet Y. zu suchen. Der Elfjährige ist seit Sonntagabend verschwunden. Die Polizei ist in höchster Alarmbereitschaft

Er wolle „in fünf Minuten“ zu Hause sein. Das hatte Mehmet am Sonntagabend gegen 18.30 Uhr noch seinem Bruder gesagt, als er ihn am Wanner Markt traf. Mehmet kam nicht nach Hause. „Das hat er noch nie gemacht“, sagt seine Schwester. Sie steht völlig aufgelöst in der Haustür, hat Tränen in den Augen.

Ein Verbrechen wird nicht ausgeschlossen

Ein Rätsel auch für die Polizei. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten“, sagt Sprecher Axel Pütter. Vielleicht wollte Mehmet nur mal ausbüxen. Vielleicht ist er aber auch Opfer eines Verbrechens. Weil Letzteres zu diesem Zeitpunkt nicht auszuschließen ist, entschließen sich die Beamten sofort zum Handeln.

Gegen 15 Uhr teilt Polizeipräsidentin Diana Evert bei einem Pressetermin erstmals offiziell mit, dass ein elfjähriger Junge gesucht werde. Zeitgleich gibt die Staatsanwaltschaft ein Foto des Jungen frei, damit auch über die Medien gesucht werden kann.

Beschreibung: Mehmet ist etwa 1,50 Meter groß. Er hat schwarze Haare. Bei seinem Verschwinden trug er eine blaue Jeanshose, eine schwarze Nike-Jacke und weiße Puma-Schuhe.

Zusammenhalten in schlechten Zeiten

Der Aufruf bringt zunächst keine Hinweise, die auf Mehmets Spur führen können. Aufregung vor dem Haus der Familie an der oberen Hauptstraße. Dort haben sich Verwandte und Freunde versammelt. In diesem türkisch geprägten Viertel – zwischen Dönerladen, Trabzonspor-Fanclub und Halal-Fleischer – hält man zusammen in schlechten Zeiten.

Mehmets Schwester kommt noch einmal an die Tür. Sie hat einen Anruf bekommen. Irgendjemand will Mehmet gegen 11 Uhr am Montag im Real-Supermarkt gesehen haben. Die junge Frau hantiert mit dem Telefon. „Die Polizei muss das wissen.“

Die Beamten sind schon da. Sie tragen zwar zivil, fallen aber zwischen den Türken sofort auf. Vor dem Haus parkt eine dicke Limousine mit abgedunkelten Scheiben und einem Blaulicht auf dem Dach. Ein Schaulustiger macht Handyfotos. Mittlerweile sind eine ganze Reihe Pressevertreter eingetroffen.

Mehmets Spur endet an einer Bushaltestelle

Wir suchen weiter“, sagt Axel Pütter gegen 17 Uhr. Er betont noch einmal, dass es keine Aussagen zum möglichen Verbleib von Mehmet gibt. „Das wäre Spekulation.“ Axel Pütter bestätigt später den Eingang des Hinweises zu Mehmets Auftauchen. Gemeint war wohl, dass Mehmet Sonntag um 23 Uhr in Herne gesehen wurde. Ob der Hinweis wahr ist, bleibt offen. Die Polizei sucht den Zeugen.

Ein Hund der Mantrailer-Staffel nimmt Mehmets Spur auf. An der Bushaltestelle Wanner Markt verliert sie sich. Möglich, dass Mehmet dort in einen Bus gestiegen ist. Aber das bleibt eine von vielen Vermutungen. Bislang bleibt Mehmet verschwunden. Es steht eine weitere Nacht bevor, in der Mehmet nicht zu Hause ist. Die Sorge um den Elfjährigen wächst zu Angst heran.

Das Bochumer Vermisstenkommissariat bittet unter den Rufnummern 0234 / 909-4603 oder 0234 / 909-4441 (Kriminalwache) dringend um Hinweise.