Herne. Der Landtags-Petitionsausschuss hat für die von der Abschiebung bedrohten Familie Dalaf aus Syrien eine Empfehlung abgegeben: Die Töchter Rosel (21), Gracia (19), Rokan (17) und Sozdar (14) dürfen bleiben. Ihre Eltern sollen freiwillig ausreisen - weil sie nicht integriert sind.

Der Unterstützerkreis der seit sieben Jahren in Herne lebenden Familie ist hin und hergerissen. „Wir haben uns gefreut, dass die Mädchen bleiben können. Dass der Staat der jüngsten Tochter aber zumutet, ohne Mutter und Vater hier zu leben, ist unverantwortlich”, sagt Silke Masannek. Die Eltern hätten einmal mehr einen Anwalt eingeschaltet. Der bemühe sich darum, eine andere Lösung zu finden. Masannek samt Mitstreiter wollen nicht aufgeben. Zudem kündigte die Hernerin an, sich auch nach einer möglichen Ausreise der Eltern weiter um die Dalaf-Töchter kümmern zu wollen.

Eltern sind nicht integriert

Die Präsidentin des NRW-Landtages teilte die Entscheidung des Ausschusses am Donnerstag schriftlich mit: „Familie D. mit ihren vier Töchtern ist nach negativem Ausgang des Asylverfahrens ausreisepflichtig”, heißt es. Die Eltern seien nicht integriert und hätten falsche Angaben zu ihrer Identität gemacht. „Ihnen wird empfohlen, kurzfristig aus dem Bundesgebiet auszureisen, um eine Abschiebung zu vermeiden.”

Die Töchter hingegen seien „vollständig in deutsche Lebensverhältnisse integriert”. Sie besuchten mit großem Erfolg die Schule, eine Tochter habe ein Ausbildungsplatzangebot. „Den Töchtern wird empfohlen, aktiv an der Aufklärung ihrer Identität mitzuwirken und Pässe vorzulegen.” Die Ausländerbehörde der Stadt habe zugesagt, den Töchtern in diesem Fall das „Täuschungsverhalten der Eltern nicht mehr vorwerfen zu wollen, auf eine Abschiebung zu verzichten und Aufenthaltstitel zu erstellen.”

"Wir können uns nicht freuen"

Bereits Anfang nächster Woche will die Stadt mit der Familie das weitere Vorgehen besprechen. „Die Familie muss entscheiden, dann reagieren oder agieren wir”, sagt Fachbereichsleiter Hans-Günter Wertenbruch.

Uwe Scholle, Schulleiter der Realschule Sodingen, ist froh, dass die Familie nicht komplett abgeschoben wird. Dass die 14-jährige Sozdar aber – sie besucht die Realschule – ohne Mutter und Vater ihre Zukunft in Deutschland bestreiten soll, „hat mich entsetzt. Ich schäme mich für diesen Staat.” Dass die Eltern nicht integriert seien, sei richtig, sie hätten aber die Töchter auf ihrem Weg begleitet. „Das ist ihre nicht zu unterschätzende Integrationsleistung”, so Scholle. Rosel Dalaf nahm für die Familie Stellung: „Wir können uns nicht freuen. Wir haben gehofft, dass unsere Eltern bleiben können.” Die 21-Jährige wisse, dass sie die Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen müsse, wenn es bei dem Beschluss bleibt. „Es ist schwierig. Ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme.”