Herne. In Zeiten von Navigationsgeräten werden Hinweisschilder langsam überflüssig. Doch noch gibt es zahlreiche in Herne. Manche führen ins Nichts.

Der ein oder andere kann sich womöglich noch an die Zeit erinnern: Herne war mal das Zentrum des deutschen Steinkohlebergbaus - die Zentrale der RAG Aktiengesellschaft befand sich am Shamrockring. Der deutsche Steinkohlebergbau ist seit einigen Jahren Geschichte, das Unternehmen hat seinen Sitz 2017 von Herne nach Essen verlegt, und die Zentrale ist als Shamrockpark in eine krachende Insolvenz manövriert worden. Dennoch weist an der neuen Herner Zahnklinik Denta1 am Westring nach wie vor ein Schild Richtung RAG. Wie kann das sein?

Eine mögliche Erklärung: Das Unternehmen hat schlicht vergessen, die Firmenschilder abzumontieren. Die seien nämlich Eigentum des Unternehmens, teilt die Stadt Herne auf Anfrage der WAZ mit. Auch für diese Art Schilder gibt es selbstverständlich behördliche Vorgaben. Wer ein privates Hinweisschild im öffentlichen Verkehrsraum montieren wolle, benötige die Genehmigung für eine Sondernutzung. Dafür sind ein paar Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu zähle, dass sie sicher angebracht sind und den Straßenverkehr nicht beeinflussen. Die Stadt lässt sich diese Sondernutzung vergüten - der Gebührentarif lege 100 Euro pro Monat für die Beschilderung fest, heißt es auf Anfrage der Herner WAZ.

Die Hinweisschilder zur Elsässer Stube und zum Hotel Stork sind mittlerweile abmontiert.
Die Hinweisschilder zur Elsässer Stube und zum Hotel Stork sind mittlerweile abmontiert.

Und wenn die Sondernutzung beendet ist? Dann müssten die Schilder entfernt werden, heißt es vonseiten der Stadt. „Falls der Verwaltung bekannt wird, dass die Beschilderung nach Ablauf der Sondernutzung nicht entfernt wurde, wird der Nutzer zur Entfernung aufgefordert.“ Dann scheint es bei der Stadt offenbar bislang nicht aufgefallen zu sein, dass die RAG längst aus Herne weggezogen ist. Immerhin kann sie offenbar nach wie vor 100 Euro pro Monat verbuchen.

In einem anderen Fall hat der Besitzer inzwischen gehandelt und den (Irr)-Wegweiser abmontiert: So wollten vor einiger Zeit Gäste in die Elsässer Stube einkehren. Sie folgten dem Schild an der Sodinger Straße - und standen am Ende vor einer Baulücke. Das Restaurant ist längst an die Wiescherstraße umgezogen, das alte Haus abgerissen worden. Nachdem der Restaurantleiter davon gehört hatte, wollte er das Schild abmontieren, allerdings habe ihm das nötige Werkzeug gefehlt. Inzwischen ist das Schild verschwunden (ebenso wie jenes, das auf das Hotel Stork hingewiesen hat), und die Gäste dürften auf direktem Weg zur Elsässer Stube finden - wenn sie nicht sowieso das Navi programmiert haben...

Aldi an der Ackerstraße? Lange her...
Aldi an der Ackerstraße? Lange her... © Tobias Bolsmann

Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht oder fährt, stößt auf weitere Wegweiser, die längst nicht mehr aktuell sind. So bleicht seit einigen Jahren an der Ackerstraße ein Schild vor sich hin, dass die Kunden zur Aldi-Filiale an eben jener Ackerstraße lotsen soll. Das Gebäude wird längst anders genutzt, die Filiale ist bereits vor mehreren Jahren einige hundert Meter weitergezogen.

Eins von zwei Hinweisschildern, die noch zum alten Heitkamp-Sitz an der Langekampstraße lotsen.
Eins von zwei Hinweisschildern, die noch zum alten Heitkamp-Sitz an der Langekampstraße lotsen. © Tobias Bolsmann

Auch das Bauunternehmen Heitkamp ist vor Jahren umgezogen. Erd- und Straßenbau ist bereits 2013 an die Wilhelmstraße gezogen, und nachdem die Heitkamp Ingenieur- und Kraftwerksbau GmbH 2016 nach Essen umgesiedelt war, waren die letzten Verbindungen zum ehemals traditionsreichen Firmensitz an der Langekampstraße gekappt. Dennoch weisen an der Dorstener Straße zwei Schilder noch in die alte - falsche - Richtung.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Heitkamp-Sitz befand sich auch mal das Rheumazentrum. Vor mehr als zehn Jahren wurde der Neubau an der Claudiusstraße eingeweiht, ein altes Hinweisschild hängt nach wie vor an der Dorstener Straße.