Herne. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel habe der Antisemitismus in Herne deutlich zugenommen, sagt die Stadt. Veranstaltungsreihe soll aufklären.

Am 7. Oktober hat sich die Welt für viele Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt verändert. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel sei die Stimmung gekippt - auch in Herne. Das sagt Marie Zielinski von ZIVA, der Integrationsagentur der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen. Jüdinnen und Juden aus der Gemeinde berichteten vermehrt von Angriffen gegen sie. Die Angst sei bei vielen von ihnen seit dem Angriff gestiegen. „Einige wollen nicht mehr als Juden erkannt werden.“

Um darauf aufmerksam zu machen, hat das Land NRW nach dem 7. Oktober die Kampagne „#niewiederistjetzt“ ins Leben gerufen, der sich die Stadt Herne angeschlossen hat. „Wir wollten aber nicht nur unser Logo hinschicken und das war‘s“, sagt Jacob Liedtke aus der Stabsstelle Zukunft der Gesellschaft der Stadt Herne. Also habe sich die Stadt gefragt: Was können wir darüber hinaus machen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Heraus gekommen ist eine Veranstaltungsreihe, die über Antisemitismus aufklären soll.

Denn das sei eines der größten Probleme, sagt Zielinski. „Viele wissen viel zu wenig über das Thema.“ Sie gebe häufig Workshops für Erzieherinnen und Erzieher und Lehrerinnen und Lehrer. Dort stelle sie fest, dass „basale Kenntnisse“ fehlten. Genau dafür seien in der Veranstaltungsreihe mehrere Vorträge geplant, die über Antisemitismus aufklären sollen.

Vorträge sollen über Antisemitismus aufklären

Jacob Liedtke ist Mitveranstalter der Veranstaltungsreihe. Hier bei einer Veranstaltung vom Bündnis Herne.
Jacob Liedtke ist Mitveranstalter der Veranstaltungsreihe. Hier bei einer Veranstaltung vom Bündnis Herne. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Zwei dieser Vorträge haben bereits stattgefunden. Im Februar besuchten Meron Mendel und Saba-Nur Cheema Herne und hielten einen Vortrag zum Thema „Dialog und Versöhnung in Zeiten des Nahostkonflikts“. Am 9. April war Matthias Küntzel im Herner Stadtforum und erzählte über „Die Nazis und den Nahe Osten“. Zum Verhältnis von Juden und Muslimen wird Gabor Lengyel am 19. Mai einen Vortrag in der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen halten. Er ist ein Überlebender der Shoah. „Ich bin der Islamischen Gemeinde sehr dankbar, dass sie einen Zeitzeugen nach Herne holen konnte“, sagt Liedtke. Am 23. Mai wird es außerdem einen Vortrag über die Geschichte des Nahostkonflikts von Stephan Grigat geben. Da die Rufe nach mehr Informationen aus pädagogischen Einrichtungen immer lauter würden, hofft Liedtke sehr, „dass wir möglichst viel pädagogisches Personal für die Vorträge begeistern können.“

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Neben dem theoretischen Teil wird es auch andere Veranstaltungen geben: unter anderem ein Kneipenquiz am 31. August in der Flottmann-Kneipe. Dort werde es Fragen rund um das jüdische Leben und die jüdische Kultur geben. Alle Termine gibt es auf der Website von der Partnerschaft für Demokratie Herne. Die Veranstaltungen sind kostenlos. Um eine Anmeldung wird zur besseren Planung gebeten, „aber wir freuen uns natürlich auch über spontane Gäste“, sagt Zielinski. Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Wie viele antisemitische Angriffe es in Herne in den vergangenen Jahren gab, lasse sich nicht sagen, so Liedtke. Darüber gebe es keine Zahlen. Allerdings würden seit einigen Jahren Zahlen für NRW von dem Report Antisemitism (RIAS) aufgeführt. Dort könne auch die Zivilgesellschaft Vorfälle melden, dazu zählten auch antisemitische Schmierereien, so Zielinski. Die Berichte von Jüdinnen und Juden in Herne, die von Angriffen berichteten, nähmen deutlich zu. „Die Stimmung hat sich deutlich verändert“, fasst Elena Franz von der Partnerschaft für Demokratie Herne zusammen.