Herne. Auf einem Friedhof in Herne kommt kein Wasser mehr aus den Leitungen. Besucher sind sauer auf die Stadt. Was die zur „Wasserknappheit“ sagt.
Besucherinnen und Besucher des Südfriedhofs in Herne sind sauer: Weil die Wasserleitungen auf Hernes zentralem Friedhof erneuert werden, sind die Wasserhähne trocken. Wer Gräber wässern will, muss deshalb zum Teil deutlich längere Wege in Kauf nehmen. Vor allem ältere Menschen sind bedient.
Zum Hintergrund: Die marode Bewässerungsanlage auf dem Friedhof an der Wiescherstraße muss erneuert werden. Details hatte die Stadt 2022 der Politik präsentiert. In den vergangenen Jahren, so berichtete damals Stadtgrün-Mitarbeiter David Hucklenbroich, hätten wegen Undichtigkeiten und hohen Wasserverlusten immer wieder Ausbesserungsarbeiten an den Leitungen durchgeführt werden müssen: „Der Zustand ist nicht länger haltbar.“ Ohne eine grundsätzliche Erneuerung, stellte der heutige Stadtgrün-Chef seinerzeit klar, werde es zwangsläufig zu einem Zusammenbruch der Leitung kommen. Jetzt läuft diese grundsätzliche Erneuerung: Seit Dezember 2023 wird die Wasserversorgung aufwändig ausgetauscht, Kostenpunkt: rund eine Million Euro.
Herner Friedhofsbesucher: Situation ist „total schlimm“
Auf dem Friedhof, sagt Stadtsprecher Patrick Mammen, gibt es rund 150 Wasserstellen, an denen Besucherinnen und Besucher üblicherweise Wasser zapfen können. Rund 40 davon seien Brunnenanlagen. Wegen der Baumaßnahmen fließt aktuell aber kein Wasser durch die Rohre. Die Stadt hat vorgesorgt: 30 der etwa 40 Brunnenanlagen würden regelmäßig mit Wasser befüllt, außerdem seien acht Wasser-Container mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern aufgestellt worden. Standorte seien die Eingänge, der Friedhofsvorplatz und der Memoriamgarten, aber auch Bereiche, in denen viele Bestattungen durchgeführt würden. Die Brunnen und Wassercontainer würden regelmäßig mit Wasser befüllt, zuletzt zweimal pro Woche, jetzt - während der hohen Temperaturen - auch täglich.
Offensichtlich reichen diese Maßnahmen der Stadt aber nicht aus. Friedhofsbesucher Jörg Schupetta berichtet gegenüber der WAZ von Seniorinnen und Senioren, die verzweifelt nach Wasser suchten oder, wenn sie es gefunden hätten, viel zu lange Wege mit der schweren Gießkanne gehen müssten. „Total schlimm“ nennt der 58-Jährige die Situation. Erschwerend komme hinzu, dass an den Ersatz-Wasserstellen zwischenzeitlich Ebbe herrsche. Bei der Trockenheit, die zuletzt herrschte, habe das Folgen: Pflanzen könnten nicht gewässert werden.
Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert kennt Klagen wie diese: Mehrere Besucherinnen und Besucher des Südfriedhofs hätten sich auch bei ihm über die aktuelle Situation beklagt, sagt er auf Anfrage der WAZ. Durch das heiße Wetter, so Grunert, sei die Situation nun zusätzlich verschärft worden, zumal viele Menschen jetzt ihre Gräber neu bepflanzten. „Wichtig ist, dass Stadtgrün noch besser kommuniziert, an welchen Stellen die Wassertanks stehen und wie lange die Einschränkungen noch andauern“, so der Bezirksbürgermeister. Zudem sollten die Standorte der Wassertanks noch einmal überdacht werden: „Hier besteht noch Luft nach oben.“ Hinzu komme, dass viele eingeschränkte Friedhofsbesucherinnen und -besucher gar nicht in der Lage seien, längere Strecken mit vollen Gießkannen zu laufen.
Stadtsprecher Patrick Mammen bittet um Verständnis: Die Maßnahme diene genau jenen Nutzerinnen und Nutzern, „welche die Maßnahme nun kritisieren“. Sie werde durchgeführt, um „die Wasserversorgung auf dem Friedhof für die nächsten Jahrzehnte zu sichern“. Er räumt zugleich ein, dass es kurzfristige Erschwernisse gebe - so am warmen Wochenende vor Pfingsten, zwischen 10. und 12. Mai; da sei es zu einem „Engpass“ gekommen. Grund: „Nicht nur Friedhofsbesucher, auch die vor Ort arbeitenden Friedhofsgärtnereien nutzen die Wasser-Entnahmestellen.“
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Der erste Teil der neuen Wasserversorgung, kündigt er an, soll in der Woche 20. bis 26. Mai in Betrieb genommen werden, Ende Juni soll dann alles fertig sein. Mit Fertigstellung des ersten Bereichs würden Wasser-Container umgestellt, „um eine noch höhere Versorgungsdichte zu erreichen“. Nicht zuletzt würden an allen Zugängen Hinweise zur Baumaßnahme und den Ersatz-Containern ausgehängt. Diese seien aber mehrfach durch Bürgerinnen und Bürger abgerissen worden. Nicht zuletzt: Die Mitarbeitenden des Friedhofs hätten Besucherinnen und Besucher „in Engpasssituationen“ unterstützt.